Die Sea-Eye vergangenen Sommer auf hoher See.

Foto: APA/AFP/sea-eye.org/NICK JAUSSI

Regensburg – Die deutsche Rettungsorganisation Sea-Eye will künftig Seenotretter in einer eigenen Akademie ausbilden. Der Verein wolle "durch Gründung einer Sea-Eye-Akademie noch mehr Menschen dazu befähigen, ehrenamtliche Seenotretterinnen und Seenotretter zu werden", teilte Sea-Eye am Montag mit. Derzeit habe der Verein mehr als 60 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer.

Das Sea-Eye-Schiff Alan Kurdi absolviert derzeit einen Werftaufenthalt in der spanischen Stadt Burriana und werde danach "für den Rest des Jahres wieder einsatzfähig sein", hieß es in einem Bericht über die jährliche Mitgliederversammlung des Vereins.

Staatengemeinschaft schaffe neue Fluchtursachen

Bei der Versammlung wurde insbesondere auch Kritik an den Staaten geübt. Man sei sich einig gewesen, "dass die internationale Staatengemeinschaft derzeit erfolgreicher darin ist, neue Fluchtursachen zu schaffen, als sie zu beseitigen". Noch nie seien so viele Menschen auf der Flucht gewesen wie heute. "Staatliche Akteure haben die Seenotrettung im zentralen Mittelmeer gänzlich eingestellt und überlassen die dortigen Seenotfälle der sogenannten libyschen Küstenwache."

Die EU-Außenminister beraten am Montag über eine Wiederaufnahme der Marinemission Sophia zur Durchsetzung des Waffenembargos im Mittelmeer. Österreich, das von Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) vertreten wird, sträubt sich dagegen, weil Schallenberg einen Pull-Effekt auf Migranten befürchtet, sollten dort wieder EU-Schiffe unterwegs sein. Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) hatte hingegen gesagt, dass er einen Neustart von Sophia begrüßen würde, woraufhin Schallenberg dessen Meinung öffentlich als "nicht relevant" einstufte.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte seine Kritik an Österreichs Blockadehaltung am Wochenende verstärkt. Nachdem er in einem Interview betont hatte, dass es "keine Belege" für einen Pull-Effekt auf Migranten gebe, brachte er seinerseits das Relevanzargument gegen Österreich vor. Falls nur ein einziges Land, das nicht einmal eine Marine habe, gegen die Marinemission sei, könne man nicht sagen: "Oh, es tut mir so leid. Ich habe keine Einstimmigkeit" – "das ist lächerlich", sagte Borrell am Sonntag bei der Münchner Sicherheitskonferenz. (APA, 17.2.2020)