CDU-Politiker Friedrich Merz löst mit einer Aussage beim Deutschen Journalistenverband Empörung aus.

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Berlin – Eine Absage des deutschen CDU-Politikers Friedrich Merz an die herkömmliche Medienberichterstattung hat für Empörung beim Deutschen Journalistenverband (DJV) gesorgt. Merz hatte am 21. Jänner bei einer Veranstaltung in Aachen gesagt: "Wir brauchen die nicht mehr."

Über eigene Social-Media-Kanäle wie Youtube könnten Politiker ihre eigenen Interessen wahrnehmen und "ihre eigene Deutungshoheit auch behalten", sagte Merz. "Und das ist die gute Nachricht der Digitalisierung", fügte er hinzu.

Der DJV zeigte sich am Montag in einem offenen Brief an Merz "in hohem Maße irritiert". Sollte der potenzielle künftige CDU-Vorsitzende und Kanzlerkandidat Journalisten und Medien "als vierte Säule des Staats aushebeln wollen", werde der Journalistenverband "erbitterten Widerstand" leisten, kündigte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall an. Er fragte Merz nach seinem "Verständnis von der Rolle der Medien im demokratischen Rechtsstaat" und ob er Journalisten für eine "überflüssig gewordene Berufsgruppe" halte.

Machtverschiebung

Merz sagte beim "AKV-Rittertalk", einer Vortragsreihe des Aachener Karnevalsvereins: "Im Augenblick gibt's ja eine richtige Machtverschiebung zwischen denen, die Nachrichten verbreiten, und denen, die Nachrichten erzeugen." Er fuhr fort: "Und zwar zugunsten derer, die die Nachrichten erzeugen." Merz fügte hinzu: "Und das ist das Schöne: Sie können heute über Ihre eigenen Social-Media-Kanäle, über Youtube, Sie können ein Publikum erreichen, das teilweise die öffentlich-rechtlichen, auch die privaten institutionalisierten Medien nicht mehr erreichen."

Wenn das richtig genutzt werde, "dann haben Sie über diese Kanäle eine Möglichkeit, Ihre eigenen Interessen wahrzunehmen, Ihre eigene Deutungshoheit auch zu behalten über das, was Sie gesagt haben in ganz anderer Form, als wir das früher gehabt haben", sagte der frühere Unionsfraktionsvorsitzende.

Der Aachener Karnevalsverein zeichnet seit 70 Jahren Ritter mit dem "Orden wider den tierischen Ernst" aus. Merz war 2006 zum Ordensritter gekürt worden. In diesem Jahr erhielt ihn der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet, der ebenfalls Anwärter auf den CDU-Vorsitz ist. (APA, AFP, 17.2.2020)