Sie können die landschaftlichen Reize Portugals natürlich per pedes erkunden. Soll doch etwa der Caminho Português durch den grünen Norden und entlang der spanischen Atlantikküste zu den schönsten Jakobswegen gehören. Sie können aber auch dem Pfad des Jaguars folgen. Vor allem sei dies Pilgerjüngern empfohlen, die es etwas rasanter mögen und für die nicht zwingend der Weg das Ziel ist. Und um eines gleich vorweg klarzustellen: Das pure, unverfälschten Klangbild eines V8 kann durchaus etwas Meditatives haben.

Neues Gesicht

Dem Jaguar F-Type hat die Mannschaft aus Coventry zuletzt 2017 ein Facelift verpasst. Höchst an der Zeit war es also, dass sich die Briten ihr sportliches Aushängeschild erneut zur Brust nehmen.

Klotzen statt kleckern im Großstadtdschungel: Auf Tarnfarben hat man bei der überarbeiteten Edelreihe von Jaguar weitgehend verzichtet.
Foto: Jaguar

Tatsächlich ist man der Raubkatze ordentlich durch das Fell gefahren. Und man ist den schmalen Grat, ein ohnehin formschönes Auto noch eleganter zu machen, höchst erfolgreich gegangen.

Der sportliche Zweisitzer präsentiert sich 2020 mit einer komplett überarbeiteten Frontpartie: Mit schmalen Pixel-LED-Scheinwerfern (serienmäßig beim F-Type R, sonst gegen einen zusätzlichen Griff ins Geldbörsl jederzeit) blickt der Jag nun der finsteren Nacht entgegen. Frontstoßstange, Motorhaube und Kühlergrill wurden komplett überarbeitet. Und verleihen dem F-Type noch einen Hauch mehr an sportlicher Eleganz. Am Heck ging man hingegen deutlich dezenter vor. Augenscheinlich sind es vor allem die Leuchten, die in ein neues Design gepresst wurden. Dem klassischen Sportwagenprinzip "Lange Schnauze, knackiger Hintern" ist man jedenfalls auch nach der Überarbeitung treu geblieben.

Ausgemustert wurde auch unter der mächtig langen Kühlerhaube. Der 300 PS starke Vierzylinder-Turbo mit Heckantrieb bildet weiterhin den Einstieg in die F-Type-Welt. Den V6-Motor hat man kurzerhand aus dem Programm gekickt und durch einen neuen 5,0-Liter-V8-Kompressor mit 450 PS ersetzt. Wahlweise mit Hinterrad- oder Allradantrieb.

Feinschliff

Einen motortechnischen Feinschliff gönnte man dem Topmodell: Im F-Type R brodelt jetzt ein 5,0-Liter-V8-Kompressor. Ehrliche 575 PS. Allrad serienmäßig.

Am kurzen Heck erstrahlen die Leuchten in neuem Glanz.
Foto: Jaguar

Im Innenraum hat die Katze unter anderem dank hochauflösendem TFT-Display im 12,3-Zoll-Format und durch den Verzicht auf das alte Infotainmentsystem einen deutlichen Sprung in Richtung Digitalisierung gemacht. Sonst glänzt man hier mit feinstem Leder (Mars-Rot!), einer beachtlichen Lüftungsanlage, die sich fast majestätisch aus der Frontpartie erhebt und den Fahrer pulsmäßig nach oben treibt, sowie einem Meridian-Soundsystem.

Foto: Der Standard

Kurvengeist

Der große Vorteil am portugiesischen Hinterland ist nicht nur der Wein, sondern vor allem das Ideal an schön kurvigen Straßen und dem nötigen Maß an Toleranz. Muss man sich in urbanen Gefilden mit solch einem Flitzer jederzeit der Gefahr bewusst ein, einer wutentbrannten Fridays-for-Future-Horde zu begegnen, erntet man in den kleinen Dörfern statt dem Stinkefinger Bewunderung und einen herrlichen Espresso.

Wobei der Koffeinkick nicht zwingend notwendig wäre. Denn für den Adrenalinschub sorgt allein der Union Jack auf vier 20-Zoll-Leichtmetallpatscherln. Die schnellste der neuen Raubkatzen knackt die 100 km/h in beachtlichen 3,7 Sekunden. Und vereint dabei das Höchstmaß an Dynamik und Fahrspaß. Da gilt es mit stoischer Ruhe die Hochlandkurven ambitioniert zu nehmen, kurz vor der flotten Achtgang-Automatik den Hut zu ziehen und den Jaguar im Schubbetrieb schön am Sprotzeln und Knallen zu halten.

Wobei: Der Vierzylinder steht in puncto Fahrspaß seinen wilderen Artgenossen um nichts nach. Er ist der kostengünstigere Kompromiss, der sowohl Cruiser als auch Flitzer überzeugt. Fazit: "Not only bad guys drive Jags." Zumindest in der kleinen Pastelaria ist man sich bei Kaffee und Pastéis de Nata darüber im Klaren. (Markus Rohrhofer, 21.02.2020)