Zwei Erwachsene vorne, zwei hinten – oder zwei bis drei Kinder. Dazu das jeweils übliche Gepäck (also, jetzt nicht das volle Urlaubsprogramm. Das sollte dann aufs Dach in den Thule). Für dieses Einsatzszenario ist der Q3 Sportback ein passender Weggefährte. Dass er mitunter sogar zu begeistern vermag, Menschen jedenfalls, die sich vom Verbrenner nicht so schnell trennen wollen und darüber hinaus Fahrwerksqualitäten schätzen, hängt mit der Wahl der Waffen zusammen.

Q3 Sportback 45 TFSI quattro S Line lautet die volle Kennung des Testautos. Allradsystem Haldex, weil Basis Modularer Querbaukasten. Harter Geländeeinsatz? Nicht ratsam, aber ein bisserl geht immer, und wie heißt es so schön? Alle wollen zurück zur Natur, aber keiner zu Fuß. 45 TFSI steht für den stärksten Q3-Benziner, für 230 Turbo-PS (mehr geht nur im RS: 400 PS). Die Maschine, sattsam bekannt aus Golf GTI und Co im VW-Konzern, erlaubt das kommode Dahingleiten ebenso wie den Zwischendurchsprint, wenn einmal zügig überholt werden soll oder so, und in der längerzeitigen Beobachtung ergab sich bisher ein Verbrauchswert von knapp unter zehn Litern auf 100 km.

Trotz Lackierung in "Tausilber Metall" zeigt sich der Raureif im freien Tann unbeeindruckt, kolorisitisch trägt der Q3 Sportback also wenig zur lokalen Klimaerwärmung bei. Viel Geländeeinsatz wird man dem Wagen übrigens kaum abtrotzen wollen. Auf der Straße hingegen ist das ein ausgesprochen feines Gefährt.
Foto: Stockinger

An alle Bedingungen angepasst

Die Fahrmodi reichen von effizient über komfortabel und "auto" bis dynamisch, unter "individual" lassen sich persönliche Vorlieben konfigurieren. Und ja, natürlich ist das Fahrwerk mit Dämpferregelung etwas besonders Feines, alle Räder werden permanent den jeweiligen Fahrbahnbedingungen und der Fahrsituation angepasst.

Erstaunlich, was sich in vergleichsweise wenigen Jahren auf diesem Gebiet getan hat, erstaunlich auch, was kommt: Im neuen A3 etwa werden die bisher einzeln arbeitenden Komponenten in einem zentralen Steuergerät zusammengeführt, die Fahrdynamikregelung erfolgt in Echtzeit. So weit sind wir im Q3 noch nicht, aber schon da wäre das Fahrwerk als großer Pluspunkt zu nennen.

Der 4,5 Meter lange Sportback ist ein leichtfüßiger Bursche mit unerwartet hohem Alltags-Nutzwert. Den setzt man bei SUV-Coupés gemeinhin nicht voraus.

Was es nicht mehr gibt in der Ingolstädter Welt, ist die wunderbar intuitiv bedienbare getrennte Sicht- und Bedieneinheit mit Dreh-Drück-Knopf. Nein, seit dem A8 kommen alle Audis beim Infotainment mit Berührungsbildschirm daher. Ein schrecklich ablenkender allgemeiner Trend, der Smartphone-Generation geschuldet.

Betatsch mich

Foto: Der Standard

Der Touchscreen im Q3 ist, integriert in diesen zentralen Quermuskel vorne, unter den zentralen Lüftungsdüsen positioniert und damit etwas tief für den schnellen Blick zwischendurch, oft verdeckt auch die rechte Faust am Volant einen Teil der Infos. Immerhin kann man sich die Navidaten auch rüberholen ins digitale Cockpit, von klein bis fast schirmfüllend.

Und was auch passt, sehr gut passt, ist die vor Jahrzehnten von BMW erfundene Disziplin der Ergonomie: In diesem Audi ist alles vorbildlich fahrer(in)orientiert, man sitzt fast wie in einem Kokon.

Optisch unterscheidet sich der Sportback spürbar vom normalen Q3, ein Ergebnis auch von 16 Millimetern mehr Länge und fast drei Zentimetern flacherer Erscheinung. Und auch wenn dieser Audi auf den Bildern etwas pummelig rüberkommen mag: Im echten Leben ist das nicht so, da wirkt er beinahe filigran für einen Repräsentanten der Hochbaufraktion.

Überzeugendes Auto. Wenn nur der Preis nicht wäre.

Trotz Lackierung in "Tausilber Metall" zeigt sich der Raureif im freien Tann unbeeindruckt, kolorisitisch trägt der Q3 Sportback also wenig zur lokalen Klimaerwärmung bei. Viel Geländeeinsatz wird man dem Wagen übrigens kaum abtrotzen wollen. Auf der Straße hingegen ist das ein ausgesprochen feines Gefährt. (Andreas Stockinger, 2.3.2020)