44 Jahre sind eine lange Zeit. Ein halbes Leben. So lange hat Österreichs Basketball-Nationalteam keine Endrunde mehr geschmückt. "Die Großen ärgern, hinriechen, Sensationen schaffen, das kann ich alles nicht mehr hören. Alles was man sich vorstellen kann, kann man auch erreichen. Wir wollen bei einer Europameisterschaft mitspielen. Nichts weniger als das ist unser Ziel." Das postuliert Teamchef Raoul Korner. Der 45-jährige Wiener, im vergangenen Sommer vom Verband (ÖBV) verpflichtet, ist zum Siegen verdammt. Eine Alternative gibt es für den österreichischen Basketball nicht, will er aus seinem Schattendasein herauskommen.

Raoul Korner hat ein klares Ziel.
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2021 soll es also so weit sein. Am Donnerstag startet die finale Phase der EM-Qualifikation, Österreich trifft zum Auftakt in Graz auf die Ukraine (19.30, live ORF Sport+). Nur drei Tage später ist Österreich in Koper bei Europameister Slowenien (Sonntag, 17.00 Uhr) zu Gast. Die weiteren Spiele in der EM-Qualifikation (Gruppe F, in die auch Ungarn gelost wurde) steigen im November 2020 und im Februar 2021. Es qualifizieren sich drei von vier Teams pro Gruppe, sprich: Österreich muss "nur" eine Mannschaft in der Tabelle hinter sich lassen. 24 Teams qualifizieren sich insgesamt für die EM, die in Deutschland, Italien, Tschechien und Georgien zur Austragung kommt.

Eine Hiobsbotschaft gab es bereits vor Beginn der Qualifikation. Österreichs Basketball-Gott, der eingebürgerte US-Amerikaner Sylven Landesberg, fehlt in den ersten beiden Länderspielen. Landesberg erzielt in der chinesischen Liga (CBA) bei den Zhejiang Golden Lions 26,1 Punkte pro Spiel. Die CBA macht zwar gerade wegen dem Coronavirus Pause, trotzdem wird Landesberg dem Nationalteam erst im Herbst zur Verfügung stehen. Das 28-Jährige ehemalige NBA-Talent erzielte bei seinem ÖBV-Debüt im November 2018 49 Punkte gegen England. Eine Rekordmarke. Es gilt somit den besten Werfer zu kompensieren.

Rasid Mahalbasic (r.) wird wieder viel Verantwortung tragen.
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"Jammern hilft nichts. Ich beschäftige mich mit den Spielern die da sind", sagt Korner. Und die sind gerade gut in Form. Center Rasid Mahalbasic ist mit 14,2 Punkten im Schnitt für seinen Klub Oldenburg einer der besten Werfer der deutschen Bundesliga. Spielmacher und ÖBV-Kapitän Thomas Schreiner befindet sich mit Aufsteiger Bilbao sensationell auf Playoff-Kurs in der spanischen Liga. Sechs der 14 Spieler im ÖBV-Kader sind Legionäre.

Korner, im Brotberuf Trainer von Bayreuth (ebenfalls deutsche Liga), hat in der Vorbereitung nichts dem Zufall überlassen. "Die Spieler haben im Vorfeld viel Videomaterial erhalten, unsere taktische Marschrichtung muss jeder verinnerlicht haben." Mit der Ukraine wartet ein "physisch mächtiger Gegner mit Größenvorteilen". Slowenien ist regierender Europameister, "sie werden hoch motiviert sein, wollen nach der WM nicht das zweite Großereignis in Folge verpassen." Der Topstar des Titelverteidigers, Luka Doncic von den Dallas Mavericks, wird wie Jakob Pöltl (San Antonio) beim ÖBV-Team in der Qualifikation nicht zur Verfügung stehen. Die Frage ist, welcher der beiden Mannschaften das mehr weh tut. (Florian Vetter, 19.2.2020)