Julia Jurtschak und ihr Lebensgefährte Hans Peter Doskozil bei der konstituierenden Sitzung des burgenländischen Landtags.

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Das Format von Politikern bemisst sich nicht daran, dass sie keine Fehler machen. Sondern an der Geschwindigkeit, mit der diese dann korrigiert werden. In diesem Sinn ist Hans Peter Doskozil ein formatfüllender Politiker.

Bei der konstituierenden Landtagssitzung am Montag wurde Doskozil mit 35 von 36 Stimmen wieder zum burgenländischen Landeshauptmann gewählt. Erstmals steht dieser einer ausschließlich roten Regierung vor. Und bei seiner Antrittsrede entschuldigte er sich ausdrücklich dafür, seine Verlobte, die 36-jährige Julia Jurtschak, zu seiner Referentin bestellt – jedenfalls gewollt – zu haben.

Er sei "einem Denkfehler aufgesessen". Formal sei alles korrekt abgelaufen. Zu persönlichen Referenten müsse ein übers Normalmaß hohes Vertrauensverhältnis bestehen. Aber: "Ich habe nicht bedacht, dass es hier mehr bedarf, als nur die Gesetze einzuhalten, dass es hier darüber hinaus Maßstäbe gibt." Zumal solche, die Doskozil selber ja nicht müde geworden ist einzumahnen von seiner SPÖ. Jurtschak zog noch am Samstag zurück.

Keine Sorgen

Sorgen, so hört man im Umkreis des am Montag ameishaufenartig geschäftigen Landhauses, müsse man sich aber eh nicht machen. Ihre Kompetenz in PR- und Eventmanagementdingen sei unbestritten. Regina Petrik, Landessprecherin der Grünen, lobte sie auch als "eine sympathische Frau mit freundlichem Wesen". Eine Charakterisierung, die kaum Widerspruch findet im Burgenland.

Julia Jurtschak ist eine Schwäbin. Geboren und aufgewachsen im nunmehr grün regierten Baden-Württemberg, im nicht einmal 5.000-Einwohner-Dorf Ebnat bei Aalen; das ist in Österreich weltberühmt dadurch, dass Ralph Hasenhüttl, nunmehr beim FC Southampton, zwischen 2011 und 2013 den dortigen VfR gecoacht und in die zweite deutsche Liga geführt hat.

Der Fußball spielt auch in der Beziehung zu Doskozil durchaus eine Rolle. Er ist Rapidler. Und in der großen Fußballwelt ein Aficionado von Borussia Dortmund. Sie hält es, zum Leidwesen Doskozils, eher mit den Bayern.

PR-Ausbildung

Julia Jurtschak absolvierte eine multiple Ausbildung im PR-Bereich, war Management-Assistentin im Tourismus, heuerte schließlich bei einer großen PR-Agentur in Köln als Eventmanagerin an. Als solche lernte sie im Mai 2017 den stattlichen Burgenländer kennen, der bei einer Veranstaltung ein wenig fadisiert herumstand. Sie sprach ihn an: "Hier darf auch gelacht werden."

Als am Freitag die Bestellung der Julia Jurtschak als Referentin für Sozialmärkte und Events bekannt wurde, hatten weder sie noch er was zu lachen. Dem Vernehmen nach war sie es, welche die Reißleine gezogen hat. Er hat die Schuld für die Fisimatenz auf sich genommen. Im Mai wird geheiratet.

Die First Lady des Burgenlands ist deutsche Meisterin im Team-Kunstradfahren. "Ich habe mich spaßeshalber erkundigt, ob es so etwas in Österreich gibt." Fündig geworden sei sie nur in Vorarlberg. Einradfahren – "das hab ich auch gemacht, weil es im Verein angeboten wurde" – gibt es freilich schon: In Rohrbach bei Mattersburg sporteln Pannoniens Equilibristen. (Wolfgang Weisgram, 18.2.2020)