Nach zig Staffeln "Suits" ist einem die Truppe der Anwaltskanzlei Pearson und Co genauso vertraut wie die eigenen Kollegen. Bis das herbeigesehnte Staffelfinale verfügbar ist, spricht eigentlich nichts dagegen, beim Advokatengespann Harvey Specter und Mike Ross noch einmal vorbeizuschauen. Überrascht wird man jedoch aus dem Hinterhalt. Die rosarote Brille ist ab. Die Batman-und-Robin-Story fühlt sich plötzlich an wie ein alter Hut.
Da helfen selbst die schönen Kleider nichts, um das Interesse für heikle Firmenübernahmen und Pro-bono-Fälle wieder zu entflammen. Was folgt, ist ein gnadenloser Reality-Check: Wer sieht denn bitte aus wie nach einem Thermen-Relax-Wochenende, wenn er von frühmorgens bis spätnachts arbeitet? Anwaltsassistentin Donna hat kein einziges Schlaffältchen im Gesicht, wenn sie um sechs Uhr in der Früh zum Schreddern geht. Warum glaubt man plötzlich, einen Logikfehler gefunden zu haben, wenn sie ihren Boss Harvey fragt, wie sein Wochenende war?
Es gibt kein Wochenende in "Suits" – es gibt nicht einmal einen wohlverdienten Feierabend. Man geht gefälligst nach einem Afterwork-Drink zurück in sein verglastes Büro in der allerhöchsten Etage, die es in Manhattan zu finden gibt. Und warum zieren die sich, ab der ersten Folge Louis Litt zum Senior-Partner zu machen? Ohne diesen Mann sind die doch nichts, ja richtig fad wäre es. Vielleicht lässt man es mit dem Noch-einmal-Ansehen, um sich nicht die Vorfreude auf das große Finale, die neunte Staffel, ab 28. April 2020 auf Sky nicht zu vermiesen. (Stefanie Leschnik, 18.2.2020)