Das Finanzministerium vermutet Schwarzarbeit bei Auslieferern von Amazon.

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Wien – Im Amazon-Paketzentrum in Großebersdorf ist es am Dienstag zu einer Großrazzia durch 63 Beamte der Finanzpolizei gekommen. Das Finanzministerium bestätigte einen entsprechenden Bericht, den die "Presse" in ihrer Onlineausgabe veröffentlich hatte. Ziel der Operation soll nicht Amazon selbst gewesen sein, sondern Subfirmen, die das Ausliefern der Pakete übernehmen. Bei ihnen vermutet das Finanzministerium gewerbsmäßige Schwarzarbeit. Die Standortleitung von Amazon will offenbar voll mit den Behörden kooperieren.

Beim österreichischen Amazon-Paketzentrum Großebersdorf kam es am Dienstag zu einer Razzia. Die Finanzpolizei ermittelt.
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Die meisten der Fahrer, die im Fokus der Ermittlungen stehen, seien laut Angaben des Ministeriums offiziell nur geringfügig angestellt. Mit beschlagnahmten Fahrerlisten hoffen die Behörden beweisen zu können, dass Schwarzarbeit stattfindet. Einige der Leiharbeitsfirmen stünden außerdem mit bis zu 385.000 Euro an offenen Steuern in der Schuld des Finanzamts.

Beanstandungen bei 49 Mitarbeitern, 185.000 Euro einkassiert

Laut "Kronen Zeitung" seien im Zuge der Razzia 174 Angestellte von 36 Firmen geprüft worden, bei 49 Mitarbeitern soll es arbeitsrechtliche Beanstandungen gegeben haben. Zehn Unternehmen sollen um insgesamt 185.000 Euro gepfändet worden sein.

Amazon erklärte gegenüber der "Presse", man wolle sich dafür einsetzen, "dass unsere Lieferpartner ihre Mitarbeiter im Einklang mit geltendem Recht beschäftigen. Wir ergreifen unverzüglich Maßnahmen gegen Partner, die diese Erwartungen nicht erfüllen." Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) sprach im Zusammenhang mit der Razzia von einem "Beitrag für mehr Steuergerechtigkeit".

Handel reagiert positiv

Der österreichische Handel, der sich auf mehreren Ebenen gegen die Konkurrenz durch Amazon zur Wehr setzt, spürt Rückenwind. "Wir begrüßen die heute von Finanzminister Blümel veranlasste Großrazzia der Finanzpolizei bei Amazon. Es braucht eine strukturierte Betrugsbekämpfung, um Steuerhinterziehung und Sozialbetrug hintanzuhalten", teilte der Handelsverband mit. Damit werde einer Wettbewerbsverzerrung entgegengewirkt und für mehr Fairplay gesorgt. Österreich habe sich seine Arbeits- und Sozialstandards hart erarbeitet, daher sei "ein effektiver Vollzug nur fair." (red, 18.2.2020)