In einem Leserbrief repliziert Georg Göbel auf Aussagen eines Lehrergewerkschafters zum Comeback der App "Lernsieg".

Der Lehrergewerkschafter Paul Kimberger meint also unter anderem: "Schulbildung ist keine Pizzabestellung", und "bei Bildung gehe es um zwischenmenschliche Beziehungen, die sich nicht mit Sternchen abbilden lassen".

Als Elternteil von zwei schulpflichtigen Kindern und als ehemaliger langjähriger Elternvertreter am Akademischen Gymnasium in Innsbruck kosten mich diese Anmerkungen mittlerweile nur mehr ein müdes Lächeln.

Sternchen – nicht nur für Schüler, sondern auch für Lehrer.
Foto: APA / Georg Hochmuth

Vielleicht bzw. hoffentlich liefert das sicherlich verbesserungsfähige Tool "Lernsieg" nicht nur Diskussionsansätze für eine Verbesserung des Schulunterrichts an vielen Standorten, sondern auch Anreize zur Reflexion bei den – in vielen Fällen auch sicherlich sehr positiv – bewerteten Lehrern.

Eine Abprüfinstitution

Dass meinen Kindern von vielen Lehrern in den letzten Jahren Lernstoffe genau nach dem Pizzabestellungsprinzip – "lern selber oder mit deinen Eltern" – wahrlich hingeknallt wurden, weit weg von individueller Lernförderung, -unterstützung oder -motivation, berührt Herrn Kimberger wahrscheinlich wenig, wohl auch, weil er den Schulalltag mittlerweile nur mehr vom Hörensagen aus einer sehr eingeschränkten Perspektive kennt.

Sehr oft hatte nicht nur ich das Gefühl, in manchen unserer Gymnasien sind Kinder besonders willkommen, die entweder unglaubliche Selbstlernfähigkeiten und die Motivation dazu von daheim mitbekommen, oder Kinder von betuchten und gebildeten Eltern, die sich den Ersatzunterricht daheim leisten können und wollen; meine Erfahrung ist, dass Schule leider in vielen Fällen nicht mehr als zentraler Vermittlungsort von – altersgerecht aufbereitetem – Wissen und der Begeisterung dazu verstanden wird, sondern als Stoff- bzw. Kopienlieferant und Abprüfinstitution des daheim Gelernten und Geübten mithilfe von als Noten bezeichneten Sternchen. Wenn Lehrer Schüler (nur) mit Sternchen bewerten, warum denn bitte nicht auch umgekehrt, Herr Kimberger?

Georg Göbel, 6179 Ranggen (18.2.2020)