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Die Passagiere der Diamond Princess dürfen nun von Bord gehen.

Foto: Reuters / KYODO

Peking – In Japan sind am Mittwoch die ersten Passagiere des vor zwei Wochen unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiffs Diamond Princess von Bord gegangen. Die Ausschiffung der rund 3.000 Personen werde mindestens drei Tage dauern, teilte die japanische Regierung mit. In China erklärte die Gesundheitskommission indessen, dass die Zahl der Menschen, die am Virus Sars-CoV-2 verstorben sind, gegenüber dem Vortag um 136 auf 2.004 gestiegen ist. Die nachgewiesenen Infektionen kletterten um 1.749 auf 74.185 Fälle.

Als erste Gruppe sollen rund 500 vor allem ältere Passagiere, die negativ auf den Corona-Erreger getestet und von Ärzten an Bord befragt wurden, die Diamond Princess verlassen. Sie werden in die Innenstadt von Yokohama oder zu anderen Bahnhöfen im Raum der Tokioter Nachbarstadt gebracht, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo.

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Passagiere der Diamond Princess.
Foto: Reuters / ATHIT PERAWONGMETHA

Heftige Kritik von Infektions-Experten

Anlass für die zweiwöchige Quarantäne der Diamond Princess war ein 80-Jähriger aus Hongkong gewesen, der am 20. Jänner in Yokohama zugestiegen und positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Zu dem Zeitpunkt befanden sich rund 3.700 Menschen an Bord, darunter zehn deutsche Staatsangehörige.

Die Zahl der positiv auf Sars-CoV-2 getesteten Passagiere und Crewmitglieder war bis Dienstag auf 542 Fälle gestiegen. Alle Betroffenen wurden in örtliche Krankenhäuser gebracht.

Der japanische Infektions-Experte Kentaro Iwata von der Universität Kobe hat die Zustände auf der Diamond Princess nach einem Besuch am Dienstag als "völlig chaotisch" beschrieben. Er habe bei der Inspektion "Angst" wie noch nie im Laufe seiner Karriere gehabt. "Es gibt keine klare Abgrenzung zwischen den grünen (gesunden) Zonen und den roten (potenziell infizierten) Zonen. Und das Personal läuft hin und her", berichtete der Professor in im Internet verbreiteten Videos. Der Umgang mit der Coronavirus-Krise an Bord der Diamond Princess sei fälschlicherweise Bürokraten überlassen worden und nicht Experten.

Weiteres Kreuzfahrtschiff in Kambodscha

Die Passagiere eines weiteren Kreuzfahrtschiffes, der Westerdam, sind indessen negativ auf das Virus getestet worden. Mehrere asiatische Länder hatten dem Schiff aus Sorge vor einer Einschleppung des Virus das Anlegen untersagt. Erst Kambodscha stimmte dem schließlich zu. Am Dienstag konnten zwei deutsche Passagiere der Westerdam nach Hause zurückkehren. Sie weisen keine Symptome auf und befinden sich in häuslicher Isolation, teilte das deutsche Gesundheitsministerium mit.

Am Wochenende wurde bei einer 83-jährigen Passagierin der Westerdam aus den USA das Coronavirus nachgewiesen. Da waren viele der rund 2.300 Menschen an Bord bereits an Land gegangen. Das Ausschiffen wurde gestoppt.

Für den Salzburger Hebevorrichtungs-Hersteller Palfinger, der auch für die Kreuzfahrtschiffindustrie produziert, hat der Coronavirus auch wirtschaftliche Folgen. In dessen chinesisches Produktionswerk in Rudong, das als 50:50-Joint-Venture mit dem chinesischen Partner Sany betrieben wird, dürfen derzeit wegen Ansteckungsgefahr keine Mitarbeiter von außerhalb zurückkehren. Von den 480 Mitarbeitern ist knapp die Hälfte betroffen. Aktuell kann daher faktisch nicht produziert werden. (APA, 19.2.2020)