Bild nicht mehr verfügbar.

Vier Pfoten bezeichnet die Zahl der grenzüberschreitenden Tiertransporte als "mehr als erschreckend".

Foto: Getty Images/Animaflora

Wien – 14.923 Tiertransporte hat es im Jahr 2017 mit dem Ursprungsland Österreich gegeben. Davon waren knapp 27 Millionen Tiere betroffen, gab die Tierschutzorganisation Vier Pfoten am Mittwoch basierend auf einer parlamentarischen Anfrage der Liste Jetzt bekannt. Die NGO kritisiert vor allem, dass nicht immer auszuschließen sei, dass Tiere letztlich in Drittstaaten landen.

Einen derartigen Fall hat aktuell der Verein gegen Tierfabriken (VgT) dokumentiert: Kälber aus Vorarlberg wurden nach Spanien exportiert, von wo aus sie in den Libanon transportiert und dort geschlachtet wurden. Unter problematischen Bedingungen bis hin zur Tötung bei vollem Bewusstsein, kritisiert der VgT.

Vier-Pfoten-Direktorin Eva Rosenberg bezeichnet die Zahl der grenzüberschreitenden Tiertransporte als "mehr als erschreckend" und kritisiert: "Das System kann nur als pervers bezeichnet werden. Wie kann es eine Normalität und vor allem lukrativ sein, Tiere lebendig über zigtausende Kilometer, oft wochenlang, durch mehrere Länder zu transportieren?"

Missstände bei Rindertransporten

Die ZDF-Doku "Tiertransport grenzenlos" des Autors und Filmemachers Manfred Karremann berichtete laut Vier Pfoten unter anderem über schwere Missstände bei Rindertransporten, wobei auch österreichische Tiere betroffen sind. Denn auch Österreich exportiert Zuchtrinder in Drittländer. Von 2008 bis 2018 waren es demnach 1.014.721 Tiere, die ins Ausland transportiert wurden. 221.464 davon gingen in Drittstaaten. Die häufigsten Exportländer sind die Türkei (117.151 Tiere), Algerien (38.133), Russland (15.356), Usbekistan (12.675) und Aserbaidschan (9.301).

In den Jahren 2008 bis 2018 wurden den Tierschützern zufolge 199.891 Kälber aus Österreich exportiert, 1.202 davon in Drittstaaten und 198.689 innerhalb der EU. Kälbertransporte gehen häufig von Österreich nach Spanien. Auffällig ist, dass Spanien gerade in den letzten Jahren seine Rolle als Exporteur von Lebendvieh in Drittstaaten stark ausgebaut hat. Von 2016 auf 2017 alleine stiegen die Lebendtiertransporte in Drittländer um knapp 78 Prozent auf fast 120.000 Tiere. Die Hauptdestination ist Libyen, gefolgt vom Libanon, der Türkei und Algerien.

Viele Schlupflöcher

"Wie die ZDF-Doku erneut deutlich gemacht hat, gibt es in dieser Branche viele Schlupflöcher", sagt Vier-Pfoten-Direktorin Rosenberg. "Dadurch können die Tiere möglichst unauffällig in Länder verbracht werden, in denen sowohl die Haltungs- als auch die Schlachtungsbedingungen weit unter den österreichischen Standards sind. Wir verlangen, dass die EU endlich ihrem Tierschutzauftrag nachkommt und angemessen reagiert." So verlangt Vier Pfoten unter anderem Verbesserungen bei der Gesetzgebung.

Laut EU-Verordnung dürfen Rinder insgesamt 29 Stunden transportiert werden, wobei eine Stunde Pause eingehalten werden muss. Bei Schweinen beträgt die zulässige Transportdauer 24 Stunden. Nach einer Pause von 24 Stunden darf die Maximaldauer aber beliebig oft wiederholt werden. Auch nichtentwöhnte, also noch säugende Jungtiere dürfen transportiert werden, kritisiert Vier Pfoten. "Diese Bestimmungen sind einfach eine Schande", sagt Rosenberg. Neben einem Stopp von Lebendtiertransporten in Drittstaaten und einer Begrenzung der Transportzeit auf acht Stunden fordert die Tierschutzorganisation auch ein Verbot des Transports von nichtentwöhnten Jungtieren. (APA, 19.2.2020)