Max Gschaider und Felix Wieshuber betreiben in Wien ein VR-Lokal.

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Früher hatte nicht jeder zweite Haushalt eine Heimkonsole. Für ein paar Runden Virtua Fighter musste man ein paar Schilling in der Spielhalle seines Vertrauens ausgeben. Mittlerweile sind diese Arcades rar gesät, die einst überfüllten Hallen wirken wie ausgestorben. Im neunten Wiener Gemeindebezirk haben sich drei – mittlerweile nur mehr zwei – Steirer Freunde ein Arcade-Revival zur Aufgabe gemacht. Am 1. Dezember 2018 eröffneten sie ihre Spielhalle "Vienna Reality Playground". Virtual Reality steht an der Tagesordnung. DER STANDARD konnte in einem Gespräch mit den Betreibern mehr über die Hintergründe erfahren und die Geräte ausprobieren.

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Hauptberuf: VR-Spielhallenbetreiber

Max Gschaider und Felix Wieshuber sind die zwei Betreiber des Lokals. Der damals Dritte im Bunde hat sich schon nach den ersten Wochen vom Geschäft abgewandt. Das Betreiben einer Arcade wäre doch nichts für ihn gewesen. Wieshuber und Gschaider führen das über 300 Quadratmeter große Lokal also nun zu zweit, ihr vorläufiges Fazit fällt noch nicht ganz eindeutig aus: "Es ist nicht so schlimm, wie wir befürchtet hatten, aber auch nicht so gut wie erhofft." Für Miete und Leben dürfte der Verdienst reichen – die zwei führen das Lokal hauptberuflich. Knapp zehn Euro pro Quadratmeter soll die Miete betragen. Die Räumlichkeiten sollen sie von Grund auf selbst saniert haben.

Günstigere Lizenzen

Auf der offiziellen Website wird mit über 300 Spielen geworben. Als das VR-Café "Vrei" schließen musste, wurde der Ehrgeiz der Betreiber geweckt: "Wir haben die Schließung eher als Vorteil gesehen. Somit haben wir quasi eine Art Monopol. Es gibt zwar andere, aber nicht wirklich vergleichbare Arcades." Das "Vrei" war laut den VR-Playground-Betreibern etwas zu früh dran. Spielelizenzen mussten einzeln gekauft werden und konnten monatlich 20 Euro pro Spiel und pro Station ausmachen. Der Spielekatalog, der in der Halle der beiden Steier angeboten wird, entstammt einer erst kürzlich verfügbaren Lizenzplattform: Springboard VR. Für einen monatlichen Preis von 30 Dollar pro Station erhält man Zugang zu über 300 Spielen. Jedes Game kostet die Betreiber zusätzlich ein paar Cent pro Minute. Die Fixkosten fallen dadurch geringer aus.

Zwei der vier "Room Scales". An der Decke befinden sich die kleinen Sensoren, die die Position der Spieler in die virtuelle Welt projizieren.
Foto: Konstantin Emminger DerStandard

Üppige Ausstattung

Für Besucher stehen drei Räume zur Verfügung: ein Eingangsbereich, ein E-Sport-Raum und die sogenannten "Room Scales". Der Empfang und die Simulatoren befinden sich im Eingangsbereich. Racing-Sessel, Cyberith-Virtualizer – ein Gestell, bei dem der eigene Körper die Ausrichtung und Laufgeschwindigkeit angibt – und ein Flugsimulator stehen vor den großen Auslagefenstern, um potenzielle Kundschaft anzuziehen. Im Keller befinden sich die "Room Scales": Vier abgesteckte Zehn-Quadratmeter-Flächen. Sensoren an den Decken projizieren die Position des Besuchers ins Spiel. Der E-Sport-Raum ist derzeit mit Gaming-Laptops, -Bildschirmen und -Sesseln ausgestattet, es sollen PCs folgen. Die Stationen sind mit der HTC Vive Pro ausgestattet.

Zwei Race-Seat-Simulatoren direkt vor dem Auslagefenster, ausgestattet mit HTC-Vive-Pro-Brillen.
Foto: Konstantin Emminger DerStandard

Kundenbetreuung als Konzept

Das Erfolgskonzept der Steirer: Kundenbetreuung. Die Betreiber haben sich mehrere VR-Arcades angesehen, bevor sie ihr Konzept zusammengestellt haben. Sie bemängelten die mangelnde Betreuung der Besucher: "VR ist etwas, was viele Leute noch nie probiert haben. Wenn man beim Spielen nicht dabei ist und die Kunden nicht weiterkommen, dann macht's keinen Spaß." Der Altersdurchschnitt liege zwischen 20 und 30. Die älteste Kundin soll 94 gewesen sein. Die Dame hatte von Virtual-Reality-Brillen gehört und wollte sie selbst ausprobieren.

VR im Multiplayer

"Die Leute kommen zu uns, um gemeinsam zu spielen. Dazu kommen die Simulatoren. Auch wenn jeder eine VR-Brille zu Hause hätte, werden die Simulatoren für den Heimbetrieb nicht zum Standard werden", erzählten sie im Gespräch mit dem STANDARD. Der "Cyberith-Virtualizer" ist etwa gewöhnungsbedürftig und fühlt sich beim ersten Versuch so an, als würde man dauerhaft umfallen, trotz festen Halts. Nach ein paar Minuten gewöhnt man sich aber an die Körpersteuerung.

Der 10.000 Euro teure Cyberith-Virtualizer, Produkt einer Wiener-Firma. Der Körper wird zum Controller.
Foto: Konstantin Emminger DerStandard

Teuer, aber fair

Je nach Gerät kann eine Spielminute knapp einen Euro kosten. Je länger die Spielzeit, desto günstiger die Endabrechnung. Die Betreiber verrechnen nur aktive Spielminuten. Erklärungen, Einstellungen und die Reinigung der Geräte sind kostenfrei. Bezahlt wird im Nachhinein, da manchen Kunden beim Spielen schlecht werden kann. Dann wird wenig bis gar nichts verrechnet. "Geld verlangen fürs Schlechtwerden will man ja auch nicht", erzählten die Betreiber. Die beiden Steirer sehen im VR-Sektor einen wachsenden Markt und hoffen, das Lokal noch lange betreiben zu können. (Konstantin Emminger, 22.2.2020)