Das Burgenland produziert dank der Windräder mehr Strom, als es selber braucht. Da liegt es auf der Hand, dass man sich Gedanken macht, wie man den überschüssigen Strom nutzen kann.

Die Idealvorstellung von Wasserstoff ist die, dass er aus überschüssigem Strom aus Windkraft- oder Solaranlagen erzeugt wird. Doch die Realität ist derzeit noch eine ganz andere.
Foto: APA

Vor wenigen Wochen veröffentlichte man die Idee, den überschüssigen Windstrom zur Erzeugung von Wasserstoff durch Elektrolyse herzunehmen und damit, gemeinsam mit der ÖBB, eine Busflotte zu betreiben. Ab Herbst 2021 könnten dann 14 Wasserstoffbusse zwischen Neusiedl und Eisenstadt unterwegs sein. Der weitere Ausbau bis 2024 ist auch schon angedacht. Auch bei den Wiener Linien sind solche Busse ein Thema für Projekte. Umgesetzt ist derzeit aber noch nichts.

Wasserstoffbusse

Die ÖBB hat Wasserstoffbusse bereits 2018 und 2019 getestet, und die Erfahrungen waren durchwegs positiv, heißt es. Derzeit liegen aber alle Projekte auf Eis. Die Busse und die Tankinfrastruktur sind im Moment einfach zu teuer. Doch man bleibt an der Technik dran, nicht zuletzt weil auch Wasserstoffzüge Dieselloks auf nichtelektrifizierten Strecken ersetzen sollen. Das ist auch international ein Thema, nachdem Testphasen mit Wasserstoffzügen in Bremerhaven und Cuxhaven vielversprechend verlaufen sind. Gleichzeitig ist die ÖBB mit dem Cityjet Eco, einem batteriebetriebenen Zug, im Test- und Fahrgastbetrieb unterwegs. Ganz erledigt ist die Weichenstellung also noch nicht. Auch nicht bei den Bussen.

Die haben gegenüber Zügen immense Vorteile. Sie sind deutlich flexibler und nutzen zum größten Teil eine bestehende Infrastruktur, die Straße. Damit lassen sich neue Ziele schnell erschließen, Fahrplanwechsel rasch umsetzen. Doch auch bei den Bussen scheint die Batterie mitunter reizvoller zu sein als die Brennstoffzelle. Dabei hat Letztere doch eine ganze Reihe an Vorteilen.

Die ÖBB hat mit Wasserstoffbussen schon Erfahrungen gesammelt – durchwegs positive. Allein die Kosten sind derzeit noch ein Problem.
Foto: ÖBB / Marek Knopp

Der Betrieb von Bussen mit Wasserstoff-Brennstoffzellen ist lokal emissionsfrei und leise – Vorteile, die batteriebetriebene Busse auch haben. Wasserstoff ist schneller getankt als Akkus geladen, und mit den 600 Liter fassenden Tanks, wie sie der Brennstoffzellenbus Toyota Sora nutzt, schafft man auch akzeptable Reichweiten.

Große Tankmengen

Nachteile der Wasserstoffbusse sind, dass der bei uns erzeugte Wasserstoff eben noch nicht aus überschüssiger Windkraft stammt, sondern aus fossilem Erdgas gewonnen wird. Zudem haben Brennstoffzellenantriebe einen geringeren Wirkungsgrad als batterieelektrische Systeme. Die Infrastruktur, um eine Busflotte mit zig Mal 600 Liter Wasserstoff zu betanken, gibt es schlicht nicht. Aber man kann sich auch so vorstellen, welche Tankzugkolonnen für eine solche auffahren müssten. Darum bleibt ein wenig der Verdacht, dass solche Projekte immer dann besonders öffentlichkeitswirksam ventiliert werden, wenn gerade Förderungen fließen.

Zuckerrüben dienen auch als Rohstofflieferant für Bio-Ethanol. Der wird aktuell dem herkömmlichen Sprit beigemischt, könnte aber auch eine Brennstoffzelle befeuern. Ob das besonders nachhaltig ist, Lebensmittel hierfür zu verwenden, ist umstritten.
Foto: Agrana

Bleibt noch die Option, die Brennstoffzelle mit Bio-Ethanol zu betreiben. Aber so wirklich nachhaltig erscheint die Idee, noch mehr Lebensmittel für die Spritproduktion zu verwenden, dann aber auch nicht.

Die Alternative

Batteriebetriebene E-Busse fahren bereits in Wien, als Bürgerbusse auch in Niederösterreich und im Burgenland. Sie bedienen vor allem kurze Strecken, verbinden Orte, mobilisieren Regionen, Fahrpausen werden zum Laden genutzt. Für die Langstrecke sind diese Busse aber keine Lösung.

Doch das macht vielleicht auch gar nichts, ergibt sich bei genauerer Betrachtung. Auch wenn Unternehmen wie Flixbus derzeit weit entfernte Destinationen mit Bussen bedienen, wird das wohl nicht die ideale Mobilität der Zukunft sein. Dazu sind die derzeitigen Busse nicht komfortabel genug. Weite Strecken kommod bewältigen lassen sich derzeit am besten im Schlafwagen im Zug. Auch aus ökologischer Sicht ist die Eisenbahn das ideale Fahrzeug für Langstrecken.

Bleibt dem Bus also die Aufgabe, die Bahnhöfe mit den Gemeinden in der Nähe zu verknüpfen. Das könnten E-Busse schon heute ganz gut. Hierfür unzählige und riesige Wasserstofftankstellen zu bauen erscheint da eher wenig sinnvoll. (Guido Gluschitsch, 5.9.2020)