Dass Europäer auch innovative Ideen haben, hat der finnische Student Linus Torvalds bewiesen. Sein quelloffenes Betriebssystem Linux ist eines der erfolgreichsten IT-Projekte der Geschichte. Es bildet die Basis für Googles Handysystem Android, zahlreiche Cloudanwendungen und so gut wie jedes weitere vernetzte Gerät. Doch der Linux-Erfinder hat sich nach seinem Studium in die USA verabschiedet, weil er dort bessere Arbeitsbedingungen vorgefunden hat.

Der Linux-Erfinder Linus Torvald hat in den USA bessere Arbeitsbedingungen vorgefunden.
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Das ist traurig, denn auch wenn es begrüßenswert erscheint, dass die EU hohe Summen für KI-Forschung und eine europäische Cloud in die Hand nimmt – wichtiger wären Rahmenbedingungen, die Torvalds in Europa gehalten hätten. Dringend anstehen würde etwa eine bessere Bezahlung von IT-Fachkräften – die allerorts händeringend gesucht, aber nicht immer ausreichend für ihre Arbeit bezahlt werden. Diese Investitionen in Start-ups könnten auch direkt von der EU oder einzelnen Staaten kommen.

Auch könnte die Union sich bemühen, der massiven Zentralisierung im Netz entgegenzuwirken. Immer mehr User verwenden einige wenige Webseiten und Apps, meistens aus den USA. Vorfälle wie Facebooks Datenskandal rund um die Analysefirma Cambridge Analytica haben gezeigt, dass deren Umgang mit Nutzerdaten fragwürdig ist. Für Europa sollten die Erkenntnisse der letzten Jahre eigentlich ein Auftrag sein, ein offenes, dezentralisiertes Internet anzustreben. (Markus Sulzbacher, 19.2.2020)