Neuer Zuzug steht nicht weit oben auf der Prioritätenliste der Österreicher.

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Wien – Im Vergleich mit anderen Ländern, die in den vergangenen Jahren eine sehr hohe Zahl an Einwanderern aufgenommen haben, herrscht in Österreich gegenüber Migranten eine besonders hohe Skepsis. Das ist eines der Ergebnisse einer EU-weiten Befragung unter 28.000 Menschen.

Im Auftrag der EU-Kommission wurde erhoben, wie die Menschen in den 28-EU-Ländern über Migration und Integration denken, ausgewertet wurden die Ergebnisse von Experten der Industriestaatenorganisation OECD und des Europäischen Hochschulinstituts in Florenz.

Zu Zuwanderung skeptisch

Die Österreicher haben dabei von Migration ein sehr widersprüchliches Bild. Nur in wenigen anderen Ländern ist die Zahl der Menschen so niedrig, die in der Einwanderung eine Chance sehen: Nur 13 Prozent der rund 1000 Befragten in Österreich sehen Zuwanderung positiv. In Deutschland dagegen sagen immerhin 24 Prozent, dass Migration ins Land eine Chance ist, in Schweden sogar 45 Prozent.

Weniger auffällig sind die Werte, was die Zahl der Einwanderungsgegner betrifft. In Österreich sehen Migration 38 Prozent als problematisch, das ist nur unbedeutend mehr als in Deutschland. In Schweden sehen weniger als ein Fünftel der Befragten Zuwanderung ausschließlich negativ.

Integration funktioniert

Interessant ist, dass während Österreicher Einwanderung negativ beurteilen, viele der Meinung sind, dass die Integration im Land selbst recht gut funktioniert. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten sagt, dass Integration sehr erfolgreich oder überwiegend erfolgreich verläuft.

Gefragt wurde übrigens nur betreffend Migranten aus Drittstaaten, also von außerhalb der EU.

Das widersprüchliche Bild vieler Bürger zeigt sich auch noch in der Detailauswertung, wie Thomas Liebig, Migrationsexperte bei der OECD sagt. Ein Beispiel: Drei Viertel der Befragten Österreicher geben an, dass Zuwanderung den Sozialstaat belastet. Zugleich glaubt aber eine etwa ebenso große Mehrheit, dass Migranten wesentlich dazu beitragen, dass Jobs besetzt werden, die ansonsten durch Inländer nicht besetzt werden könnten. Mehr als die Hälfte der Befragten sagt auch, dass Einwanderer einen positiven Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung leisten.

Problem Kriminalität

Etwa 75 Prozent der Befragten sagen, dass Zuwanderung das Kriminalitätsproblem im Land insgesamt erhöht – auch das ist im Vergleich mit den übrigen 28 Ländern ein sehr hoher Wert.

Tendenziell wird Zuwanderung dort am negativsten gesehen, wo sie kaum stattfindet: in Osteuropa, etwa in Ungarn oder Polen, wo Abwanderung ein weit größeres Thema ist. Am positivsten ist das Bild in nordischen Länder, groß ist die Skepsis auch in Südeuropa. (szi, 20.2.2020)