In dieser Shisha-Bar in Hanau wurden mehrere Personen getötet.

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Der zweite Tatort. Auf Fotos war ein mit Folien bedecktes Auto zu sehen.

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Großeinsatz in Hanau.

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Laut Medien sollen Reporter vor Ort Patronenhülsen gefunden und der Polizei gemeldet haben.

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Spezialeinheiten setzten bei der Durchsuchung eines Hauses Roboter ein.

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Das Auto des mutmaßlichen Täters wurde am Donnerstagvormittag abtransportiert.

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Kerzen wurden an einem der Tatorte angezündet und Blumen abgelegt.

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  • Nach Schüssen im deutschen Hanau sind laut Polizei mindestens elf Menschen tot, darunter auch der mutmaßliche Täter.
  • Die Motivlage für die Tat ist unklar, jedoch tauchten laut deutschen Medien am Donnerstagvormittag ein Bekennerschreiben und ein Video des Täters auf. In dem Schreiben sollen laut "Bild" auch rechtsextreme Ansichten vorkommen.
  • Der deutsche Generalbundesanwalt übernahm die Ermittlungen, der hessische Innenminister Peter Beuth bestätigte den Verdacht auf Terror.
  • Der mutmaßliche Täter wurde laut Polizei leblos in seiner Wohnung aufgefunden. Eine weitere Leiche wurde dort entdeckt.
  • Es gibt laut Polizei außerdem fünf Schwerverletzte.
  • Die beiden Angriffe fanden in Shisha-Bars statt, wo neun Menschen getötet wurden.
  • Näheres zu den Opfern war vorerst nicht bekannt.

Hanau – Nach Schüssen im hessischen Hanau sind in der Nacht auf Donnerstag mindestens neun Menschen getötet und mehrere verletzt worden. Die Polizei bestätigte am Donnerstagmorgen mindestens elf Tote, darunter der mutmaßliche Täter und seine bei ihm gefundene 72-jährige tote Mutter. Die Ermittler gehen demnach davon aus, dass der Mann sich und seine Mutter erschossen haben soll. Aus Sicherheitskreisen erfuhr die Deutsche Presseagentur, dass viele der neun Opfer an den beiden Tatorten Migrationshintergrund hatten.

DER STANDARD

Der mutmaßliche Täter wurde laut Polizei tot in seiner Wohnung aufgefunden. Mehrere deutsche Medien berichteten am Donnerstagvormittag von einem Bekennerschreiben und einem Video, die gefunden wurden. Laut "Bild"-Zeitung sollen im Schreiben wirre Ansichten, aber auch rechtsextreme Motive vorkommen. So soll der Mann auch über die Vernichtung von bestimmten Völkern geschrieben haben.

Wegen der besonderen Bedeutung des Falls hatte der Generalbundesanwalt die Ermittlungen bereits in der Nacht auf Donnerstag übernommen. Die Behörde sieht Anhaltspunkte für eine rassistische Motivation. Diese bestätigte der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) im hessischen Landtag. Es sei von einer "terroristischen Gewalttat" auszugehen, sagte Beuth.

Im Video kein Hinweis auf Gewalttat

Der Video-Clip des mutmaßlichen Attentäters, der Donnerstagfrüh weiter im Internet zu sehen war, wurde offensichtlich in einer Wohnung aufgenommen. Darin erzählte der Mann von Verschwörungstheorien rund um angebliche Geheimorganisationen, Satanismus und vermeintliche Untergrundlabore in den USA. Ein Hinweis auf eine bevorstehende eigene Gewalttat in Deutschland ist in dem Video nicht enthalten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel gibt um 12.15 Uhr ein Statement.

Innenminister Beuth gab auch bekannt, dass der mutmaßliche Täter Sportschütze war und legal Waffen besaß. Laut ARD war der Mann den Sicherheitsbehörden bisher nicht bekannt. Hinweise auf weitere Täter gibt es laut Polizei derzeit nicht.

Motiv offiziell noch unklar

Die Hintergründe waren zunächst unklar. Ein Behördensprecher hatte noch am Donnerstagmorgen gesagt, es könne sich um "eine Beziehungstat oder eine wahllos begangene Tat" handeln.

Die Schüsse fielen nach Angaben der Polizei am Heumarkt im Zentrum der Kleinstadt bei Frankfurt am Main sowie im Stadtteil Kesselstadt. Gegen 22 Uhr griff er zunächst eine Shisha-Bar in der Hanauer Innenstadt an. Dort wurden mindestens drei Menschen getötet und mindestens eine Person verletzt. Augenzeugen sollen von acht bis neun Schüssen berichtet haben. Von dort soll ein dunkler Wagen in den Stadtteil Kesselstadt gefahren sein. Zeugen sollen sich das Nummernschild gemerkt und der Polizei gemeldet haben. Am zweiten Punkt soll dann erneut in einer Shisha-Bar geschossen worden sein, wo den Meldungen zufolge fünf weitere Menschen erschossen wurden. Es soll zudem zahlreiche Verletzte geben.

Anteilnahme

Zuvor hatte die Polizei die Zahl der Toten an den zwei Tatorten vom Abend in Hanau noch mit acht angegeben. Einer der verletzten Menschen verstarb inzwischen, wie ein Polizeisprecher sagte. Inklusive der beiden in der Wohnung gefundenen Leichen stieg die Zahl der Toten damit auf elf.

Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) hat den Opfern seine Anteilnahme ausgesprochen. "Meine Gedanken sind bei den Familien und Freunden der Opfer. Ihnen gilt mein tief empfundenes Beileid", schreibt er auf seinem Facebook-Profil. Auch die deutsche Bundesregierung reagierte bestürzt. "Tiefe Anteilnahme gilt den betroffenen Familien, die um ihre Toten trauern", schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert am Donnerstagmorgen auf Twitter. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte einen Termin in Halle ab, um sich fortlaufend über den Stand der Ermittlungen unterrichten zu lassen.

Gerüchte über dritte Schießerei nicht bestätigt

Berichtet worden war zunächst auch über eine dritte Schießerei in Lamboy. Die Polizei war zwar mit einem Großaufgebot vor Ort, laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft ist dort aber niemand getötet worden. Die Behörden bestätigten auch auf Twitter kursierende Gerüchte nicht, dass es in Lamboy eine Festnahme gegeben habe. Auf Fotos war zwar zu sehen, wie ein Mann in Handschellen abgeführt wurde – laut "Hessenschau" teilte die Polizei aber mit, die Person habe mit den Schussangriffen nichts zu tun.

Die Polizei bittet um Hinweise aus der Bevölkerung.

Die Tat löste einen Großeinsatz der Polizei aus. Sie sperrte den Tatort am Hanauer Heumarkt weiträumig ab. Polizisten mit Maschinenpistolen sicherten die Umgebung – auch Kräfte aus dem nahen Bayern waren im Einsatz. Vor einer der betroffenen Shisha-Bars ist ein Zelt um ein Auto errichtet worden, da der Täter auf den oder die Insassen geschossen hatte.

In Hanau blieben eine Schule im Tatumfeld und zwei Kindergärten geschlossen, der Wiesbadener Landtag sagte für Donnerstag seine geplante Sitzung ab. Hanau liegt im Main-Kinzig-Kreis etwa 20 Kilometer östlich von Frankfurt am Main und hat etwa 100.000 Einwohner. (APA, red, 20.2.2020)