LKW-Fahrer sitzen viel, bewegen sich wenig, haben häufig einen ungesunden Schlafrhythmus und ernähren sich suboptimal. Ihr Diabetesrisiko ist laut einer Studie am höchsten.

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Wie bei vielen anderen Erkrankungen ist auch Diabetes Typ 2 eine Frage der Bildung und des sozioökonomischen Status: "Menschen mit einem geringen Bildungsniveau, schlechter Bezahlung und einem einfachen Beruf haben ein um 30 bis 40 Prozent erhöhtes Risiko für einen Typ-2-Diabetes", sagt Kurt Rinnert, leitender Betriebsarzt in Köln.

Nun haben schwedische Forscher den Zusammenhang zwischen Beruf und Diabetes-Risiko genauer untersucht. Für ihre Kohorten-Studie werteten die Wissenschafter die Daten von rund 4,5 Millionen Schweden aus, die aus dem nationalen Patientenregister stammten. Berücksichtigt wurden alle zwischen 1937 und 1979 geborenen Einwohner Schwedens, die in den Jahren von 2001 bis 2013 berufstätig waren und zwischen 2006 und 2015 eine Diabetesdiagnose erhalten haben.

Ziel war es, Berufe mit einem erhöhten Diabetesrisiko zu ermitteln. Das Ergebnis: 4,2 Prozent aller Schweden hatten 2013 einen Diabetes mellitus Typ 2. Männer waren häufiger als Frauen erkrankt, darunter insbesondere Berufskraftfahrer und Fabrikarbeiter, von denen über sieben Prozent von Diabetes Typ 2 betroffen waren. Im Gegensatz dazu hatte die Berufsgruppe der Informatikern mit 2,5 Prozent die geringste Erkrankungsrate.

Ein ähnliches Bild zeigte sich bei den Frauen: Überdurchschnittlich viele stoffwechselerkrankte Frauen arbeiteten als Fabrikarbeiterinnen, Reinigungskraft und Küchenassistentinnen. Im mittleren und gehobeneren Management tätige Frauen wiesen mit 1,2 Prozent die geringste Erkrankungsrate auf.

Prävention für Fernfahrer

"Die aktuelle Studie rückt erstmals konkrete Berufsbilder in den Fokus, identifiziert sie als potenziellen Risikofaktor und sensibilisiert Betriebsärzte für unmittelbare Maßnahmen an den jeweiligen Arbeitsplätzen. Der Arbeitsplatz sollte daher so gestaltet sein, dass die Erkrankungswahrscheinlichkeit so gering wie möglich ausfällt", fordert Rinnert.

Zu den Risikofaktoren für einen Diabetes Typ 2 gehören Übergewicht, Mangel an Bewegung, erhöhte Blutfettwerte und Bluthochdruck. "Berufskraftfahrer sind durch die mit ihrer Arbeit einhergehende mangelnde Bewegung und dem häufig einseitigen, ungesunden Essen offensichtlich besonders gefährdet, an einem Diabetes zu erkranken. Zudem ist bekanntermaßen Schichtarbeit, die in Fabriken gehäuft vorkommt, ebenfalls ein Risikofaktor", erklärt Rinnert.

Auf Basis der Ergebnisse fordert die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) mehr Diabetes-Präventionprogramme in Unternehmen. Beispielsweise sollten Berufskraftfahrer geeignete präventive, aber auch therapeutische Maßnahmen wie ausreichend Bewegung und gesunde Ernährung in ihren Tagesablauf einbauen können und Schichtarbeiter weniger wechselnde Schichten erhalten. "Um Betroffenen mehr Lebensqualität, aber auch ein langes Berufsleben zu ermöglichen, muss die Arbeitsmedizin die Vermeidung von Neben- und Folgeerkrankungen, deutlicher in den Fokus nehmen", betont DDG-Präsidentin Monika Kellerer. (red, 24.2.2020)