Drei führende Kardinäle machen Druck, um den Flüchtlingen auf den griechischen Inseln zu helfen.

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Vatikanstadt – Drei führende Kardinäle der katholischen Kirche haben die europäischen Bischofskonferenzen in einem Offenen Brief zur Aufnahme von Flüchtlingen aus griechischen Erstaufnahmelagern aufgefordert. Dazu sollten die Bischofskonferenzen in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Regierungen ein Projekt für einen humanitären Korridor vereinbaren, hieß es laut Kathpress in dem Donnerstag veröffentlichten Brief.

"Dieser von den Worten des Heiligen Vaters ermutigte Weg ist für die ganze Kirche nicht nur eine christliche Pflicht, sondern auch eine dringende Aufforderung, in jedem EU-Land neue, dem Evangelium entsprechende Ressourcen der Aufnahme und Gastfreundschaft zu wecken", schrieben die Kardinäle. Die Korridore könnten den Menschen in den Lagern Hoffnung geben, wo sie "zwar bereits innerhalb Europas, aber außerhalb der europäischen Gesellschaft" festsäßen.

Dreier-Initiative

Unterzeichnet haben den Brief die Kurienkardinäle Konrad Krajewski und Michael Czerny sowie der Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE), Kardinal Jean-Claude Hollerich. Krajewski fungiert als Päpstlicher Almosenmeister, Czerny ist Untersekretär des Vatikan-Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen.

In dem Schreiben, das vom 28. Jänner datiert und den Vatikan als Absendeort trägt, betonen die Verfasser den besonderen Stellenwert der Flüchtlingshilfe im Pontifikat von Papst Franziskus. So hatte der Papst 2015 an Pfarren, Ordensgemeinschaften, Klöster und Wallfahrtsorte in ganz Europa appelliert, jeweils mindestens eine Flüchtlingsfamilie aufzunehmen und so das Evangelium konkret zum Ausdruck zu bringen.

"Die in einigen Ländern bereits gemachten Erfahrungen haben gezeigt, dass die Chancen auf eine gute Aufnahme besser sind als gedacht", schreiben die Autoren des Briefs. "Tatsächlich wurden viele Minderjährige in Familien aufgenommen. Erwachsene und Familien wiederum wurden von Ordensgemeinschaften, Pfarreien und Familien, die sich dazu bereit erklärt hatten, gut aufgenommen."

Situation vor Ort

Auf Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos leben der Caritas zufolge derzeit rund 41.000 Flüchtlinge, darunter etwa 14.000 Kinder. Knapp 1.000 der Mädchen und Buben sind ohne Begleitung. Die Unterbringungssituation auf den Inseln ist verheerend, da die Aufnahmezentren vor Ort eigentlich nur Platz für knapp 5.400 Menschen bieten. (APA, 20.02.2020)