Weltweit wird mindestens einmal jährlich organisiert die gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit gefordert.

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Die unterschiedlichen Termine der Equal Pay Days in Österreich und die ebenso unterschiedlichen Zahlen zur Lohnschere sorgen rund um das Thema gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit oft für Verwirrung. Doch angesichts dessen, dass die Lohnschere nichts Geringeres als die unterschiedliche Lebensgestaltung entlang des Geschlechts abbildet, darf es ruhig etwas komplizierter sein. Hier die Antworten auf die häufigsten Fragen zum Equal Pay Day – und somit auch zur Lohnschere.

Frage: Was ist der Equal Pay Day?

Antwort: Mit dem Equal Pay Day wird in vielen Ländern auf die Schere bei den Einkommen von Männern und Frauen aufmerksam gemacht. Der Equal Pay Day oder der Tag für gleiche Bezahlung wurde in den USA im Jahr 1966 vom National Committee on Pay Equity ins Leben gerufen. Die Idee des Aktionstages wurde nach und nach auch in Europa aufgegriffen, inzwischen finden in 23 europäischen Ländern Equal Pay Days statt.

Frage: Wann ist der Equal Pay Day?

Antwort: Jedes Jahr an einem anderen Tag, weil sich ja auch die Lohnschere verändert. In Österreich gibt es zwei Equal Pay Days, einen im Frühjahr, dessen Termin jährlich von Business & Professional Women Austria berechnet wird, und einen im Herbst, dessen Datum der Österreichische Städtebund errechnet. Der Herbsttermin soll jenen Tag markieren, ab dem Frau bis Ende des Jahres symbolisch keinen Lohn mehr für ihre Lohnarbeit bekommen – gemessen an dem jährlichen Einkommen von Männern. Und der Frühjahrstermin, heuer ist es der 25. Februar, steht symbolisch für denjenigen Tag im neuen Jahr, bis zu welchem Frauen in Österreich unbezahlt arbeiten – verglichen mit Männern, die ab dem 1. Jänner des Jahres bezahlt werden.

Frage: Wie wird der Equal Pay Day berechnet?

Antwort: Für die Berechnung des Termins im Frühjahr stützt sich Business & Professional Women Austria auf die Median-Bruttojahreseinkommen (2018) der ganzjährig Vollzeitbeschäftigten. Das ergibt 15,2 Prozent weniger Lohn für Frauen. Diese 15,2 Prozent werden in Tage umgerechnet – und ergeben heuer symbolische 56 Tage ohne Lohn.

Frage: Was versteht man überhaupt als Equal Pay?

Antwort: Grundsätzlich wird darunter die Forderung nach gleichwertigem Lohn für gleichwertige Arbeit verstanden. Sie ist eine der wichtigsten Forderungen der Frauenbewegung, denn fehlende ökonomische Unabhängig kann andere frauenpolitische Probleme, etwa Gewalt gegen Frauen, verschärfen. Über den Vergleich der Männer- und Fraueneinkommen anhand gleicher Arbeitsstunden und ähnlicher Jobs hinaus wird auch die stärkere Berücksichtigung von unbezahlter Arbeit gefordert. Laut einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) verbringen Frauen zweieinhalb Stunden mehr pro Tag mit Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen, Vereins- oder Wohltätigkeitsarbeit – und das verringert wiederum die Lohnarbeit bei Frauen.

Frage: Was bedeutet Gender Pay Gap?

Antwort: Gender Pay Gap bedeutet den Unterschied zwischen den Löhnen von Männern und Frauen im Durchschnitt. Über diesen Unterschied geben unterschiedliche Zahlen Auskunft. Manche Berechnungen zeigen an, über wie viel Einkommen Männer und Frauen generell verfügen. Andere Statistiken vergleichen die Bruttostundenlöhne, wieder andere rechnen Faktoren heraus, die das Einkommen von Frauen verringern, etwa Teilzeit, Branche, Alter, regionale Unterschiede oder die Position im Unternehmen.

Frage: Wie hoch ist der Gender Pay Gap in Österreich?

Antwort: Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einem unbereinigten und einem bereinigten Gender Pay Gap. Somit ist der Vergleich der Bruttojahreseinkommen von Frauen und Männern der unbereinigte Gender Pay Gap, dieser liegt bei 38 Prozent.

Weil unentgeltliche Familien- und Sorgearbeit allerdings zu einem weitaus größeren Teil von Frauen erledigt wird, sind auch diese 38 Prozent eine Lohnkluft aufgrund des Geschlechts, allerdings ist sie erklärbar, das heißt, man weiß, woraus sich die Lohndifferenz ergibt – zum Beispiel aufgrund von Teilzeit.

Der um weitere Faktoren bereinigte Pay Gap, also Position, Branche, Arbeitszeit und so weiter, liegt in Österreich bei 13,6 Prozent. Das ist also der verbleibende Rest, wenn man sämtliche Faktoren herausrechnet, die die Lohnkluft erklären können. Demnach könnte es sich bei den 13,6 Prozent um Lohndiskriminierung handeln, allerdings könnten auch erklärbare Faktoren reinspielen, die man allerdings noch nicht kennt.

Die gängigste Zahl zum Gender Pay Gap in Österreich stammt von der Statistik Austria und basiert auf Bruttostundenverdiensten von Frauen und Männern in Unternehmen ab zehn Beschäftigten in der Privatwirtschaft: 19,9 Prozent.

Frage: Wie wird der Gender Pay Gap erhoben?

Antwort: Das ist eben unterschiedlich, doch am häufigsten werden entweder die jährlichen Bruttoeinkommen von Männern und Frauen verglichen oder der Bruttostundenverdienst. Die Daten liefern innerhalb der EU Verdienststrukturerhebungen, für die Unternehmen Angaben über die Entlohnung ihrer Beschäftigungen machen müssen.

Frage: Wie groß ist der Gender Pay Gap in anderen Ländern?

Antwort: Eurostat-Daten ermöglichen einen Vergleich mit anderen EU-Ländern. EU-weit macht die Lohnschere auf Basis der Bruttostundenverdienste 16 Prozent aus. Rumänien und Italien haben mit 3,5 und fünf Prozent die am wenigsten ausgeprägten Lohnscheren in Europa – allerdings auch eine sehr niedrige Erwerbsbeteiligung. In beiden Ländern liegt die Beteiligungsquote von Frauen bei nur knapp zehn Prozent. Und jene Frauen, die in diesen Ländern arbeiten, sind gut ausgebildet. In Österreich liegt die Erwerbsquote bei Frauen bei 72 Prozent, allerdings haben wir einen sehr großen Teilzeitanteil: 47,5 Prozent der Frauen arbeiteten im Jahresdurchschnitt 2018 Teilzeit.

Frage: Was verhindert Equal Pay?

Antwort: Unter anderem diese hohe Teilzeitrate bei Frauen, die in den letzten Jahren sogar noch gestiegen ist. Zwar ist damit auch die Erwerbsbeteiligung von Frauen in Österreich gestiegen, das geht aber eben vor allem auf Teilzeitbeschäftigung zurück. Zwischen 2008 und 2018 ist die Teilzeitquote um 5,9 Prozent gestiegen.

Frauen leisten den größeren Teil der unbezahlten Familienarbeit, nur jeder fünfte Vater bezieht Kinderbetreuungsgeld. Ein Faktor ist auch, dass sogenannte Frauenberufe schlechtere Löhne mit sich bringen – und oft auch nur als Teilzeitjobs zur Verfügung stehen, etwa im Handel. Bei den typischen Frauenberufen im Einzelhandel, Bürokauffrau oder Friseurin, wird man bereits beim Berufseinstieg schlechter bezahlt. Der häufigste Lehrberuf bei Burschen fällt in den Bereich Metalltechnik, bei dem das monatliche Brutto-Berufseinstiegsgehalt zwischen 2.130 und 2.170 Euro liegt. Mädchen gehen am öftesten in den Handel – und verdienen beim Berufseinstieg nur zwischen 1.640 und 1.740 Euro. (Beate Hausbichler, 25.2.2020)