Biberbach – Weil Eier mit geringer Qualität verarbeitet worden sein könnten, ohne dass dies entsprechend ausgewiesen worden wäre, hat die Staatsanwaltschaft St. Pölten Betrugsermittlungen gegen das Unternehmen Pro Ovo mit Sitz in dem 2.200-Seelen-Ort Biberbach im Bezirk Amstetten aufgenommen. Medienberichten zufolge sollen in der Fabrik "ekelerregende Zustände" herrschen.

Die "Oberösterreichischen Nachrichten" sowie die "Süddeutsche Zeitung" schrieben von Vorwürfen gegen Pro Ovo, die in Richtung Etikettenschwindel gehen würden. Das Unternehmen verarbeite je nach Kundenwunsch Freilandeier, Bodenhaltungs- oder importiere Eier aus Käfighaltung. Geprüft werde nun durch die Anklagebehörde, ob je nach Lagerbestand Freilandei-Produkten etwa auch Käfigeier untergemischt wurden.

Faule Schaleneier sollen aufgeschlagen, pasteurisiert und zu Flüssigware verarbeitet worden sein.
Foto: APA/AFP/JOEL SAGET

Betriebskontrollen

Im Zusammenhang mit den Betrugsvorwürfen gegen Pro Ovo hat die Lebensmittelaufsicht Niederösterreich in Abstimmung mit der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) sofortige Untersuchungen angeordnet und durchgeführt. Die Ergebnisse werden einer Aussendung vom Donnerstag zufolge "in den nächsten Tagen" erwartet.

Danach sollen die entsprechenden Konsequenzen überlegt und auch gezogen werden. Gesundheits- und Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) betonte, dass es seit Jahren eine hervorragende Kennzeichnung von im Handel zu beziehenden frischen Eiern aus Österreich gebe. Das Problem sei jedoch die "fehlende Kennzeichnung von verarbeiteten Ei-Produkten". In diesem Bereich sei dringend mehr Transparenz bei der Kennzeichnung und damit mehr Kontrollmöglichkeit durch die Konsumenten erforderlich, wurde Anschober zitiert. Eine solche Kennzeichnung wurde am Donnerstagnachmittag auch seitens der österreichischen Geflügelwirtschaft eingefordert.

Betrugsverdacht

Staatsanwaltschafts-Sprecher Leopold Bien bestätigte der APA, dass dem Verdacht des Betruges nachgegangen wird. Geprüft werde weiters die Verbandsverantwortlichkeit des Unternehmens. Tätig sei die Behörde nach dem Eingang einer Anzeige im Dezember geworden, sagte Bien.

Die genannte Anzeige stammt den Medienberichten zufolge von einem oberösterreichischen Privatdetektiv. Der Mann stellte auch den "Oberösterreichischen Nachrichten" sowie der "Süddeutschen Zeitung" Fotos, Unterlagen und E-Mails zur Verfügung. Aus dem Material ergibt sich eine Situation in der entsprechenden Firma, die von den "Oberösterreichischen Nachrichten" so beschrieben wird: "Rohe Eier, aus denen Maden kriechen und an denen Schimmel haftet. Dotter, die eigelb sein müssten, aus denen aber pechschwarze Flecken hervorstechen, dazu bestialischer Gestank."

Monatelange Lagerung

Eier würden über Monate hinweg gelagert. Faule Schaleneier sollen aufgeschlagen, pasteurisiert und zu Flüssigware verarbeitet werden. Kunden seien Industrie- und Gewerbebetriebe, die daraus Backwaren oder Nudeln herstellen würden. Hotelbetriebe würden daraus etwa Eierspeis für das Frühstücksbuffet zubereiten.

Den Medienberichten zufolge hat auch die Staatsanwaltschaft in München nach der Anzeige des Privatdetektivs Voruntersuchungen eingeleitet. Käufer der Eiprodukte befänden sich auch in Deutschland, diese könnten Betrugsopfer geworden sein.

Keine Stellungnahme

Pro Ovo selbst wollte sich nicht zu den Vorwürfen äußern. Es hieß, dass es "speziell gegenüber Medienvertretern keine Stellungnahme" geben werde.

Reagiert – und zwar in erboster Art und Weise – wurde hingegen von Vier Pfoten. Sollte sich der Verdacht bestätigen, würde "einer der größten Lebensmittelskandale überhaupt in Österreich" vorliegen, betonte die Tierschutzorganisation. Der niederösterreichische Bauernbund erhob per Aussendung die Forderung nach einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln – "auch bei verarbeiteten Produkten und der Gemeinschaftsverpflegung". (APA, red, 20.2.2020)