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Katharina Fegebank will in Hamburg nach ganz oben.
Foto: REUTERS/Leon Kuegeler

"Wir sind das Original." Diesen Satz hört man in den letzten Tagen vor der Wahl oft von der grünen Spitzenkandidatin und zweiten Hamburger Bürgermeisterin Katharina Fegebank. Die 42-Jährige hat ein großes Ziel: Sie will am Sonntag erste Bürgermeisterin in der Hansestadt werden – nachdem bisher 199 Männer das Amt innehatten.

Zugleich möchte sie die Verhältnisse umkehren: Die Grünen wären dann führende Kraft, die SPD Juniorpartner. Derzeit ist es andersherum. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), ein Labormediziner, führt die rot-grüne Regierung, es ist die einzige Koalition dieser Art in Deutschland auf Landesebene. Tschentscher stellt sich zum ersten Mal der Wahl, er hat den Chefposten 2018 von Olaf Scholz übernommen, als dieser Finanzminister in Berlin wurde.

Laut Umfragen kann er dem Wahlsonntag entspannter entgegenblicken als viele Genossen in anderen Bundesländern. Scholz hatte bei der letzten Wahl für heutige Verhältnisse fast unvorstellbare 45,6 Prozent geholt – Hamburg ist die letzte große Bastion der Sozialdemokraten.

Bewegung in Umfragen

Mehrere Umfragen sagen der SPD 37 bis 38 Prozent voraus, den Grünen, die vor fünf Jahren 12,3 Prozent erreichten, 23 bis 25 Prozent. Nur eine Umfrage der Uni Hamburg sieht die SPD bei 34, die Grünen bei 32 Prozent.

Vor einigen Wochen war es noch anders, da lagen SPD und Grüne gleichauf. Doch dann fielen die Grünen wieder zurück. Fegebank ist vielen Konservativen zu radikal, geht aber gleichzeitig Klimaschützern nicht weit genug. Eine autofreie Innenstadt, die sich 67 Prozent der Hamburger vorstellen können, nennt sie "irre".

Klimaschutz, mehr Sozialwohnungen oder weniger Verkehr in der City will die SPD auch; in der Umweltpolitik ist sie aber weniger forsch: Hamburg könne bis 2050 CO2-neutral sein, sagt Tschentscher, während Fegebank 2035 anpeilt. "Die ganze Stadt im Blick" lautet der Slogan von Tschentscher, zwei Drittel der Hamburger sind mit der aktuellen Regierung zufrieden.

Disput um Vermummungsverbot

Geschadet hat Fegebank auch, dass sie zunächst dafür eintrat, das Vermummen bei Demonstrationen nicht mehr als Straftat, sondern als Ordnungswidrigkeit einzustufen, um der Polizei mehr Spielraum zu geben. Als diese protestierte, ruderte sie zurück.

Doch auch für Tschentscher wurde es auf den letzten Metern ungemütlich. Nach Berichten der Zeit und des ARD-Magazins Panorama hatte die Hamburger Finanzverwaltung 2016 eine Forderung an die Privatbank M.M.Warburg über 47 Millionen Euro aus sogenannten Cum-Ex-Geschäften verjähren lassen, Tschentscher war damals Finanzsenator.

Aus Tagebucheintragungen des Ex-Warburg-Mannes Christian Olearius geht hervor, dass er sich in der Zeit mit dem damaligen Bürgermeister Scholz getroffen hat. Tschentscher versichert, es sei alles korrekt abgelaufen, bei den komplizierten Geschäften gehe es zuerst darum, einen Anspruch zu begründen. (Birgit Baumann, 21.2.2020)