Der ehemalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache keilte persönlich Spenden für den Verein Austria in Motion.

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Der FPÖ-nahe Verein Austria in Motion wollte offenbar nicht nur die politische Kultur in Österreich reformieren, sondern auch "Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Branchen mit ungeregelten Arbeitszeiten am Beispiel der Glücksspielbranche in Österreich" untersuchen lassen. Das hat der Obmann des Vereins, Markus Braun, vor den Ermittlern der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Ende August des Vorjahres ausgesagt. Bis August 2017 war auch der jetzige FPÖ-Abgeordnete Markus Tschank im Verein gewesen.

Braun ist Chef und Eigentümer der Sigma, in der einst sein Schwager Peter Sidlo gearbeitet hat. Dessen Bestellung zum Finanzchef der Casinos Austria AG – mit Unterstützung der Novomatic – löste Ermittlungen und einen U-Ausschuss aus, der im April starten soll. Der blaue Bezirksrat hatte 2016 die Geschäftsführung der Agentur Polimedia übernommen – und zwar von Bernhard Krumpel, der dann Novomatic-Sprecher wurde.

Die Novomatic-Tochter Admiral war in die ominöse Studie, die nie zustande kam, involviert.
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Auch Tschank hielt Anteile. Krumpel war es dann auch, der sich im April oder Mai 2018 als Pressesprecher an eine Managerin der Novomatic-Tochter Admiral wandte. Er empfahl der Managerin, sie solle sich mit dem Obmann von Austria in Motion treffen – also mit Markus Braun, dem Schwager seines Nachfolgers in der Polimedia. Es gehe um eine Studie zur Mitarbeiterzufriedenheit, so Krumpel laut Zeugenaussage der Managerin.

Kostenfreie Studienergebnisse

Zum STANDARD sagt der Novomatic-Sprecher, dass Markus Braun an ihn herangetreten sei, der Verein habe eine Studie zum Thema "Wirtschaftsstandort Österreich" erstellen wollen. Die Wirtschaftsuniversität Wien (WU) sei mit im Boot. "Unser Teil wäre damals gewesen, die notwendigen Personen für Befragungen bereitzustellen. Dafür würden wir kostenfrei die Studienergebnisse erhalten", so Krumpel.

Es gab mehrere Treffen. Erstellen sollte die Studie eine wissenschaftliche Mitarbeiterin der WU. Im Juni 2018 hatte sich die Frau des Vereinsobmannes an ihre Alma Mater WU gewandt, mit dem Ansinnen, diese Studie zu erstellen. Die Frau habe ihr dann den laut Obmann Braun im Juni 2018 gefassten Vereinsbeschluss zur Studienerstellung weitergeleitet. Das geht aus der Aussage der Forscherin hervor.

"Unüblich und seltsam"

Eine Studie über ein Glücksspielunternehmen, die ein Verein bezahlt? Das kam der WU-Mitarbeiterin "unüblich und seltsam" vor. Sie versuchte, Näheres betreffend Studie und Verein herauszufinden. Das bestätigt auch ein WU-Mitarbeiter, der der Kollegin abriet, sich darauf einzulassen.

Der Novomatic-Tochter und dem Verein war es aber ernst mit ihrem Angebot. Am 9. November 2018 trafen einander die Wissenschafterin, zwei Admiral-Managerinnen und das Ehepaar Braun im Wiener Novomatic-Forum. Dort habe ihr Braun mitgeteilt, dass der Verein 400.000 Euro zur Verfügung habe. Spender seien "Idealisten", die derartige Studien unterstützen wollen, erinnerte sich die WU-Forscherin bei ihrer Einvernahme. Die WU-Mitarbeiterin entschloss sich dann aber, die Studie nicht durchzuführen.

"Nichts mit FPÖ zu tun"

Auch für die Admiral war die Angelegenheit rasch erledigt. Der Konzern habe nie einen Vertrag dazu schließen wollen, und es sei weder etwas bezahlt worden, noch habe man geplant, etwas zu bezahlen, sagt Krumpel. Die Sache sei dann irgendwie eingeschlafen. Seit Dezember 2018 habe Novomatic keinen Kontakt mehr zum Verein gehabt – lange vor der Veröffentlichung des Ibiza-Videos, in dem Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache von Möglichkeiten, über Vereine an die FPÖ zu spenden, gesprochen hat.

Das Ibiza-Video habe das Vorhaben des Vereins verhindert, sagt Obmann Braun zum STANDARD. 2018 habe der Verein genug Geld beisammen gehabt, um Langzeitstudien bei Universitäten in Auftrag zu geben. Unter anderem sei man an die WU herangetreten. Admiral wäre wegen der unregelmäßigen Arbeitszeiten ein mögliches Forschungsobjekt gewesen – es sollte dabei etwa um berufstätige, alleinerziehende Mütter gehen.

Mit FPÖ-Finanzierung habe das alles gar nichts zu tun, beteuert Braun. (Renate Graber, 21.2.2020)