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Uribe auf dem Weg in den Gerichtssaal.

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Vor dem Gebäude demonstrieren Anhänger ...

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... und Gegner des Ex-Präsidenten.

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Der ehemalige Präsident Álvaro Uribe (2002 bis 2010), nunmehriger Senator der Partei Demokratisches Zentrum, steht seit Oktober des Vorjahres vor Kolumbiens Höchstgericht. Ihm werden Bestechung und Prozessbetrug durch Zeugenmanipulation vorgeworfen.

Mehrere ehemalige Mitglieder rechtsextremer Paramilitärgruppen, die gegen Uribe aussagen wollen, berichten von anonymen Drohungen. Ein Belastungszeuge, Carlos Enrique Ezeiza, wurde wenige Wochen nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis ermordet.

Beweise verschwunden

Kurz vor Prozessbeginn ernannte Präsident Ivan Duque, ein treuer Gefolgsmann Uribes, fünf neue Höchstrichter, darunter die umstrittene Militärrichterin Cristina Lombana, der gleich der Fall Uribe zugeteilt wurde. Erst als das Magazin "Semana" aufdeckte, dass Lombana verschwiegen hatte, dass sie zuvor für Uribes Verteidiger Jaime Granados tätig war, wurde ihr der Fall entzogen. Wenig später wurde bekannt, dass belastende Dokumente verschwunden waren.

Der Ex-Präsident konnte Vorwürfe, dass er an der Gründung paramilitärischer Gruppen in seiner Heimatprovinz Antioquia beteiligt gewesen sei und Kontakte zu Drogenhändlern gepflegt habe, nie widerlegen. Bereits 1991 wurde ihm in einem mittlerweile freigegebenen Bericht des US-Geheimdienstes DIA (Defense Intelligence Agency) vorgeworfen, für das mächtige Medellín-Kartell tätig gewesen zu sein und enge Beziehungen zu dessen Gründer Pablo Escobar gepflegt zu haben.

Ausschnitt aus dem DIA-Bericht. Das vollständige Dokument findet sich hier.

Auch Santiago Uribe, der Bruder des ehemaligen Staatschefs, steht vor Gericht, weil er die Todesschwadron "Zwölf Apostel" gegründet haben soll, sein Cousin Mario Uribe musste wegen Verbindungen zu Paramilitärs eine Haftstrafe verbüßen.

Whistleblower klagt über Medien

Neue Probleme könnte Uribe ein ehemaliger Ermittler und EDV-Experte der kolumbianischen Steuerbehörde einbringen: Richard Maok legte im August 2002 Beweise vor, dass aus dem Justizministerium in Bogotá Telefonnummern angerufen wurden, die rechtsextremen Paramilitärs zugeordnet werden konnten, und löste damit einen Skandal aus, über den auch internationale Medien berichteten.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch erhob daraufhin schwere Vorwürfe gegen den damaligen Justizminister Luis Camilo Osorio: Dieser habe Ermittler, die Paramilitärs zu nahe kamen, entlassen oder zum Rücktritt gedrängt. Fünf Justizbeamte, die Verbindungen zwischen Paramilitärs und der Armee nachgingen, wurden in den ersten 15 Monaten seiner Amtszeit ermordet.

Die Enthüllungen kosteten Maok allerdings seinen Job, und nach Morddrohungen setzte er sich ins kanadische Exil ab. Dort kontaktierte ihn seinen Angaben zufolge zu Jahresanfang der ehemalige Sicherheitschef der Frachtfluglinie Air Cargo Lines.

Eine Million und ein Smaragd

Dieser wirft Uribe vor, als Präsident für eine Million US-Dollar und einen großen Smaragd ermöglicht zu haben, dass der als "El Chapo" bekannte Chef des mexikanischen Sinaloa-Kartells, Joaquín Archivaldo Guzmán, auf dem Flughafen Bogotá eine Lagerhalle errichten und mit einem alten DC-8-Flugzeug insgesamt zehn Tonnen Kokain nach Mexiko transportieren konnte.

Dass Uribe mit Vertretern des Sinaloa-Kartells in Kolumbien in Kontakt stand, kann als erwiesen angenommen werden: Sein Bruder Jaime Alberto hatte eine langjährige Beziehung mit der Schwester von Alex Cifuentes, der für "El Chapo" arbeitete und derzeit in den USA eine Haftstrafe verbüßt, weil ihm der Schmuggel von 25 Tonnen Kokain nachgewiesen wurde. Der Ex-Präsident bestreitet, von dieser Beziehung gewusst zu haben.

Im Gespräch mit dem STANDARD klagt Maok darüber, dass zwar englischsprachige Medien wie "The Daily Beast" und die "Daily Mail" über seine Enthüllungen berichten, diese in Kolumbien aber totgeschwiegen würden: Der TV-Sender Radio Cadena Nacional schickte sogar einen Reporter nach Montreal, um ihn zu interviewen, verzichtete dann aber auf die Ausstrahlung des halbstündigen Gesprächs. (bed, 21.2.2020)

Richard Maok im RCN-Interview.
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