Die Aktionen der Identitären stießen oft auf heftige Gegenproteste.

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Viel ist von der rechtsextremen Identitären Bewegung Österreich nicht mehr übrig. Öffentlich tritt sie seit Monaten nicht mehr in Erscheinung, ihre Homepage sowie Social-Media-Accounts sind verwaist, und einige Aktivisten haben eine neue Organisation gegründet. Es ist offenbar nur mehr eine Frage der Zeit, bis das Label "Identitäre Bewegung" völlig von der Bildfläche verschwindet.

Der Niedergang der Identitären Bewegung kündigte sich schon länger an, sagt die Rechtsextremismus-Expertin Judith Götz zum STANDARD. Sie habe "bereits vor einem Jahr stark an politischer Relevanz verloren". Ihre Kampagnen floppten, Aufmärsche und Veranstaltungen wurden sehr spärlich besucht. Dazu kam eine Distanzierungswelle, nachdem ein mutmaßlicher Rechtsextremist im neuseeländischen Christchurch 51 Menschen ermordet hatte, als diese eine Moschee besucht hatten. Nach dem Anschlag präsentierte der Attentäter ein krudes Manifest, dessen Titel "Der große Austausch" Bezug auf eine identitäre Verschwörungstheorie zu einem angeblichen "Bevölkerungsaustausch" nahm.

FPÖ wandte sich ab

Kurz nach dem Terrorakt wurde bekannt, dass der Attentäter dem Identitären-Chef Martin Sellner 1.500 Euro gespendet hatte. Auf Druck der ÖVP wandte sich daraufhin der damalige Koalitionspartner FPÖ von der Gruppierung ab. Und manchen Aktivisten "wurde es zu heiß, mit Rechtsterrorismus in Verbindung zu kommen", sagt Götz, die das Buch "Untergangster des Abendlandes. Ideologie und Rezeption der rechtsextremen ‚Identitären‘", herausgab.

Sellner hat Ende Jänner mit "Die Österreicher" ein neues Projekt gestartet, das große Überschneidungen mit den Zielen der Identitären aufweist. Derzeit tingelt er durch Österreich, um neue Aktivisten zu gewinnen. Die FPÖ will mit der Organisation nichts zu tun haben, wer bei ihr aktiver Funktionär ist, kann kein "freiheitlicher Funktionär" sein, heißt es dazu auf Anfrage. (Markus Sulzbacher, 21.2.2020)