Innen die Eröffnung ...

Foto: APA / Herbert Neubauer

... kurz davor noch draußen: Bundespräsident Alexander Van der Bellen, seine Ehefrau Doris Schmidauer, Operndirektor Dominique Meyer und Organisatorin Maria Großbauer.

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Das Wort Kitsch kann man eigentlich nicht schreiben, wenn über den Opernball berichtet wird. Deshalb hier die Fakten: In die violetten und dunkellila Blumensträuße der Debütantinnen waren goldene Drähte mit vielen kleinen LED-Lampen geflochten, sodass die in einer Reihe aufgefädelt stehenden jungen Frauen so etwas wie einen Sternenhimmel nachbildeten, als das Licht in der Staatsoper für genau diesen Effekt ausging. Seitlich der Tanzfläche befanden sich in meterhohen Säulen riesige, pompöse Blumenbouquets, die von ebenfalls goldenen Halbmonden und den Umrissen von Wolken geziert wurden.

Die Dekoration des Prunkgebäudes am Ring stand Donnerstagabend ganz im Zeichen einer Frau: der Königin der Nacht, einer Figur aus Wolfgang Amadeus Mozarts Zauberflöte. Denn als Ballchefin Maria Großbauer 2016 die Organisation übernommen hatte, entschied sie, der Event sollte unter ihrer Fuchtel nicht nur dort stattfinden, sondern auch inhaltlich zum Ball der Oper werden. Und so hieß es fortan "Alles Oper" auf dem Ball der Bälle.

Keine Demos

Alles Bundesregierung galt an dem Abend nicht. Kanzler Sebastian Kurz, ÖVP, weilte beim EU-Budgetgipfel in Brüssel, Vizekanzler Werner Kogler, Grüne, kurierte stattdessen einen grippalen Infekt aus. Er wurde durch Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek vertreten.

Türkis war stärker repräsentiert, etwa durch Finanzminister Gernot Blümel, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und und die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Bundespräsident Alexander Van der Bellen kam mit Ehefrau Doris Schmidauer.

Keine Demonstranten, sondern faschingsgemäß verkleidete Gestalten trieben sich vor dem stark bewachten Opernhaus herum: Ein Darth Vader und ein Kaiser Franz Joseph wurden polizeilich aus des Sicherheitsbereiches verwiesen.

Währenddessen fieberten die 288 Debütantinnen und Debütanten der Eröffnung entgegen. Wie jedes Jahr sah ihnen auch heuer ein Millionen-Fernsehpublikum dabei zu – auch wenn es zumindest in Österreich in den vergangenen Jahren weniger Zuseher geworden sind.

Einzigartiges Ambiente

Die Choreografie stimmte, jeder einzelne Schritt saß. Dafür hatte Tanzlehrerin Maria Santner gesorgt, die sich schon während der Generalprobe im Gespräch mit dem STANDARD zufrieden mit ihren Tänzern gezeigt hatte: "Sie machen das fantastisch", sagte sie und erklärte auch, was das Eröffnen des Opernballs eigentlich so besonders macht: "Das Ambiente ist einzigartig, es ist so ein besonderer Moment. Das ist ein Gänsehautfeeling, da spürt man das Adrenalin."

Für den ungünstigen Fall, dass sich das Stresshormon in Kombination mit Durst, Hunger und Hitze im Vorfeld des Balls allzu sehr auf die Performance auswirkt, standen sicherheitshalber 32 Ersatzdebütanten bereit. Schließlich wurde den jungen Tanzpaaren heuer, nachdem sie vergangenes Jahr die erste Hebefigur absolviert hatten, noch etwas mehr abverlangt als für gewöhnlich: Passend zur Fanfare müssen sie nicht nur tanzen, sondern haben auch ihr Debüt im Singen – auch wenn es beim Text zur Bauernpolka von Johann Strauß Sohn keine gröberen Schwierigkeiten gab: "Lalala, lalala, lalala, la" ging den meisten problemlos über die Lippen.

Und weil die Debütanten singen können, können auch die Sänger tanzen. Nach dem Solo von Tenor Piotr Beczała standen gleich zwei Duette mit der russischen Sopranistin Aida Garifullina auf dem Programm, inklusive Walzer.

Großbauer mit Saxofon

Ihr musikalisches Können wollte auch Großbauer unter Beweis stellen, schließlich war es der letzte Opernball, den die türkise Nationalratsabgeordnete organisierte. Für zehn Minuten vor Mitternacht war ihr Abschiedsauftritt angesetzt. Für diesen entschied sich die Saxofonistin, nicht nur ihr Ballkleid gegen den Frack zu tauschen, sondern auch, sich an John Coltrane heranzuwagen. Das ausgewählte Stück In a Sentimental Mood drücke immerhin sehr gut ihre Stimmung aus, sagte Großbauer: "Es sind vor allem positive Gefühle, die ich habe." (Sebastian Fellner, Oona Kroisleitner, Irene Brickner, 21.2.2020)