Umwelt- und Klimaschutz, so weit das Auge reicht, und das auch im sogenannten Kleinen.

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Ich muss gestehen, dass ich heuer den Winter bedrückt hinter mir lasse. Es ist ein Gefühl, als läge etwas Unstimmiges, deprimierend Abnormes in der Luft, das ankündigt: Es kommt nichts Besseres nach. Habe ich vorher "Winter" geschrieben? Dann sollte ich meine Wortwahl überdenken, denn von einem wirklichen Winter gab es wenig zu sehen.

Ein, zwei mickrige und schnell wieder verschwundene Schneedecken auf dem Land in Niederösterreich habe ich gesehen. In Wien hat es ein paar lausige Flocken geschneit, und das war’s dann schon.

Jetzt ist der Frühling da, und mit ihm angeblich so viele Zecken wie noch nie. Wenn Sie vorhaben, bald zu gärtnern, wäre es gut, sich mit einem Raumfahrtanzug einzudecken. Zecken sind gefährlich, besonders die dicken fetten neuen, die nun bei uns heimisch werden.

Elementare Fähigkeit der Wahrnehmung

Für alle erwähnten Wetterphänomene gibt es ein Wort, und dieses Wort heißt: Erderwärmung. Rechtsdrehende Hobbymeteorologen mögen deren Existenz abstreiten und behaupten, sie sei eine lächerliche Erfindung von Autohassern, Tempo-140-Gegnern, Kampfveganern und ähnlich wehleidigem Geschmeiß.

Wer allerdings noch mit einem inneren Thermostaten und einer elementaren Fähigkeit zur Wahrnehmung versehen ist, der fühlt und weiß, dass hier etwas geschehen ist und dass etwas geschehen muss, und zwar schnell.

Und es geschieht ja auch etwas. Umwelt- und Klimaschutz, so weit das Auge reicht, und das auch im sogenannten Kleinen. Die ÖBB druckt Rechnungsbelege für Fahrkarten nur noch auf Wunsch aus. Im Hotel kann der Gast mit dem Aufhängen des Handtuchs signalisieren: nicht waschen, wird nochmals benutzt.

Verlage verschicken ihre Rezensionsexemplare ohne Plastikverpackung. Wer seine drei Äpfel in der Obstabteilung des Supermarkts unbedingt verpacken will, der kann dies auch in einem wiederverwertbaren Papierstanitzel tun.

All dies funktioniert nach dem schönen Motto "Kleinvieh macht auch Mist" und ist prinzipiell lobenswert. Weniger schön wäre es, wenn man ob kleiner Erfolge die großen Schmutzfinken aus den Augen verlöre, die lieber den Planeten ruinieren als ihre Bilanzen und zynisch weiterfuhrwerken wie gewohnt. Gegen die hilft das ökologisch korrekteste Papiersackerl nichts, gegen die helfen nur geharnischte Proteste und eine Politik, die Nägel mit Köpfen macht. (Christoph Winder, 22.2.2020)