Frankfurt – Adi Hütter hat seinem Ex-Club den Zahn gezogen. Nach einem überzeugenden 4:1-Sieg am Donnerstag im Hinspiel gegen Österreichs Fußball-Serienmeister Red Bull Salzburg hat Eintracht Frankfurt im Europa-League-Sechzehntelfinale alle Trümpfe in der Hand. Trainer Hütter sprach von der "besten Saisonleistung" der Eintracht. Er selbst hatte dabei vorexerziert, wie der Red-Bull-Code zu knacken ist.

Adi Hütter in der Pressekonferenz nach dem Spiel.
Eintracht Frankfurt

Mit ihrer Physis und dem schnellen Überspielen der ersten Pressinglinie stellten die Frankfurter die Bullen vor enorme Probleme. "Wir waren eklig in den Zweikämpfen, griffig und bissig", sagte Hütter. "Das musst du gegen diese Mannschaft sein. Sie sind jung, sie spielen immer nach vorne. Sie haben die Zweikämpfe schon lange nicht mehr so gespürt wie gegen uns. Wir haben ihnen den Zahn gezogen."

"Wir hätten auch höher gewinnen können"

Tatsächlich ließ Frankfurt, vor wenigen Wochen auch zweimal gegen RB Leipzig erfolgreich, kaum zwingende Torchancen zu – und fand selbst enorm viele vor. Mit dem 1:4 war Salzburg noch sehr gut bedient. "Wir hätten auch höher gewinnen können", meinte Hütter. Der Vorarlberger betonte in all dem Frankfurter Überschwang aber, dass kommenden Donnerstag (21.00 Uhr) noch ein Rückspiel anstehe. "Da brauchen wir wieder genau so eine Leistung. Salzburg ist zu Hause stark."

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Adi Hütter blickt auf das Rückspiel: "Da brauchen wir wieder genau so eine Leistung. Salzburg ist zu Hause stark."
Foto: REUTERS/Ralph Orlowski

Die Eintracht kann dann allerdings zusätzlich noch auf Martin Hinteregger zurückgreifen, der das Hinspiel wegen einer Gelbsperre verpasst hatte. An seiner Stelle agierte Landsmann Stefan Ilsanker in der Innenverteidigung. "Wir haben ein unglaublich gutes Spiel gemacht", jubelte der Ex-Salzburger Ilsanker. "Wenn wir immer so spielen würden, würden wir ganz woanders stehen."

"Wir wollen Salzburg wieder Probleme bereiten"

In der Liga hat sich die Eintracht erst zu Jahresbeginn aus einer kleinen Krise manövriert, liegt in der Tabelle auf Rang zehn. Am Montagabend geht es gegen Union Berlin, dann folgt das Gastspiel in Salzburg. "Wir wollen Salzburg wieder Probleme bereiten", sagte Ilsanker. Die Ausgangsposition habe sich verbessert, ergänzte Hütter. "Wir gehen mit mehr Selbstvertrauen ins Rückspiel. Wir müssen das Spiel wieder so annehmen, dann bin ich hundertprozentig überzeugt, dass wir eine Runde weiterkommen."

Schweigeminute für die Opfer von Hanau und "Nazis raus"-Rufe.
bunte-ansichten.de

Gefeiert wurde in Frankfurt vor allem Daichi Kamada. Der Japaner, in der Liga zuletzt nicht erste Wahl, erzielte drei Tore – und liegt mit sechs Treffern in den vergangenen drei Partien nun gleichauf an der Spitze der Europa-League-Schützenliste. Hütter bewies ein goldenes Händchen. "Mit seinen Toren hat er uns den Weg zum Sieg geebnet", sagte der 50-Jährige.

"Europa League wird hier in Frankfurt einfach gelebt"

Mit diesem hoffen die Frankfurter einen neuen Erfolgslauf durch Europa gestartet zu haben. Im Vorjahr war er erst im Europa-League-Halbfinale gegen Chelsea zu Ende gegangen. Nach einem etwas verkorksten Herbst entstand in der Commerzbank-Arena durch einen gelungenen Abend schnell wieder eine Euphorie. Hütter: "Diese Europa League wird hier in Frankfurt einfach gelebt."

Geknickte Salzburger.
Foto: EPA/ARMANDO BABANI

Red Bull Salzburg befindet sich derweil in einer ungewohnt schwierigen Phase. Nach zwei Niederlagen in Folge sind sowohl die Tabellenführung in der Bundesliga als auch das Gros der Aufstiegschancen in der Europa League dahin. Kleine Hoffnungen machen sich die Bullen aber noch.

"Unsere Leistung war nicht unser Maximum"

Primär sind die Salzburger nach ihrem Fehlstart ins neue Jahr aber mit sich selbst beschäftigt. "Unsere Leistung war nicht unser Maximum. Nicht ein Spieler auf dem Platz hat seine normale durchschnittliche Leistung gebracht", meinte Trainer Jesse Marsch. "Wir müssen überlegen, was unser nächster Schritt ist." Der US-Amerikaner verortete das Problem eher im Kopf als in den Beinen. "Wir müssen besser spielen und mutiger sein. Normalerweise ist das seine sehr mutige Gruppe."

"Wir brauchen in diesem Moment Männer", betonte Marsch. Für die Probleme sieht er sich selbst mitverantwortlich. "Ich bin auch mit mir selbst nicht zufrieden." Niederlagen als Salzburg-Trainer kannte der 46-Jährige bis vergangene Woche nur aus der Champions League. Im neuen Jahr scheint die Leichtigkeit dahin. Von den jüngsten fünf Pflichtspielen wurde nur eines – im Cup beim Zweitligisten Amstetten (3:0) – gewonnen.

"Wir müssen gewisse Dinge ändern"

"Wir müssen gewisse Dinge ändern und wieder zu unserem Fußball zurückkommen", forderte Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund. Jeder Spieler müsse sich nach dem Auftritt in Frankfurt selbst hinterfragen. "So wie wir derzeit auftreten als Mannschaft waren wir nicht unbedingt tauglich, dass wir hier weiterkommen. Aber das ist auch nicht das wahre Gesicht unserer Mannschaft. Wir haben viel mehr Qualität."

Die Rückschläge sieht Freund als Teil des Entwicklungsprozesses seiner jungen, im Winter erneut stark veränderten Mannschaft. "Davon wird man erwachsen, daran werden wir wachsen." Trotz der Abgänge von Erling Haaland, Takumi Minamino und Marin Pongracic habe man eine "richtig gute Mannschaft" zur Verfügung. "Jetzt wollen wir zusammenstehen. Wir haben uns ein sehr stabiles Gerüst aufgebaut beim Verein, daher bin ich überzeugt, dass uns das nicht umhaut." (APA, 21.2.2020)