Ayatollah Ali Khamenei, der oberste Führer des Iran, an der Wahlurne.

Foto: EPA/IRAN'S SUPREME LEADER OFFICE HANDOUT

Teheran – Bei der Parlamentswahl im Iran liegen die Konservativen ersten Auszählungen zufolge in Führung. Laut einer am Samstag von der Nachrichtenagentur Fars veröffentlichten inoffiziellen Auszählung standen die Gewinner von 183 der insgesamt 290 Parlamentssitze bereits fest. Demnach gehen 135 Sitze an konservative Kandidaten, 20 an Reformer und 28 an unabhängige Kandidaten.

Im Wahlkreis Teheran, der 30 Abgeordnete stellt, hatten konservative und ultrakonservative Kandidaten laut der nationalen Wahlkommission einen deutlichen Vorsprung vor moderaten Bewerbern.

71 Wahlkreise ausgezählt

Bis Samstagnachmittag waren laut Wahlkommission 71 der landesweit 208 Wahlkreise ausgezählt. Dort zeichne sich ein klarer Vorsprung der Konservativen ab, sagte Wahlkommissionssprecher Esmail Mousavi. Die meisten Stimmen entfielen demnach auf den früheren Polizeichef und Revolutionswächter Mohammed Bagher Ghalibaf. Die Endergebnisse für Teheran wie auch für den Rest des Landes sollten nach Angaben des Sprechers spätestens am Sonntagvormittag vorliegen.

Rund die Hälfte der ursprünglich rund 16.000 Kandidaten war durch den konservativen Wächterrat bereits im Vorfeld von der Wahl ausgeschlossen worden, darunter zahlreiche Reformer und Gemäßigte. Konservative Kandidaten hatten dadurch kaum Konkurrenz zu befürchten. Den Konservativen und den Ultrakonservativen nahestehende Nachrichtenagenturen hatten denn auch einen Erdrutschsieg für deren Kandidaten vorausgesagt. Der moderate Präsident Hassan Rouhani dürfte damit seine Mehrheit im Parlament verlieren.

Niedrige Beteiligung

Vor der Wahl war eine geringe Beteiligung erwartet worden. Besonders viele junge Anhänger des moderaten Lagers wollten aus Enttäuschung über die politische Führung gar nicht erst zur Abstimmung gehen. Obwohl noch keine amtlichen Zahlen vorliegen, sprachen informierte Quellen auf Twitter von einer Wahlbeteiligung von landesweit 42 Prozent und in Teheran sogar nur 27 Prozent. Das Regime hat eine Beteiligung von 55 bis 60 Prozent erwartet.

Es war die erste Parlamentswahl im Iran seit der Aufkündigung des Atomabkommens durch die USA im Mai 2018, für das sich Präsident Hassan Rouhani eingesetzt hatte. Rouhani war 2017 mit dem Versprechen wiedergewählt worden, für mehr Freiheiten und den Austausch mit dem Westen einzutreten. (APA, 22.2.2022)