Examenschreiben trotz Corona-Krise: An der Hanyang-Universität in Seoul versucht man den Betrieb aufrechtzuerhalten.

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Tokio – Der japanische Gesundheitsminister hat sich dafür entschuldigt, dass eine Passagierin, die sich mit dem Coronavirus (Sars-CoV-2) infiziert hatte, das Kreuzfahrtschiff Diamond Princess verlassen durfte.

Die Mittsechzigerin ging bereits vergangenen Mittwoch von Bord des nahe Tokio ankernden Schiffes – zuvor mussten dort alle Passagiere nach zahlreichen Corona-Fällen in zweiwöchiger Quarantäne ausharren. Wenig später wurde die Frau allerdings positiv getestet.

Suche nach 23 Passagieren

Der Gouverneur der Provinz Tochigi, Tomokazu Fukuda, kritisierte daraufhin die Quarantänemaßnahmen an Bord des Schiffes und forderte die Regierung auf, zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen. Gesundheitsminister Katsunobu Kato räumte in einer Pressekonferenz weitere Versäumnisse ein. So seien insgesamt 23 Personen am Mittwoch und Donnerstag an Land gegangen, die seit dem 5. Februar keinen Gesundheitscheck mehr absolviert hatten: "Wir entschuldigen und zutiefst für unser Versehen", erklärte Kato und versprach, "wir werden alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, damit das nicht wieder vorkommt".

Sonntagvormittag folgte dann die Meldung, dass ein weiterer infizierter Passagier im Alter von über 80 Jahren im Krankenhaus verstorben ist.

Das Kreuzfahrtschiff mit rund 3.700 Passagieren und Crewmitgliedern steht seit 3. Februar in Yokohama in Quarantäne. Zuvor durften auch zwei Australier das Schiff verlassen, nach ihrer Heimholung aus Japan wurde jedoch eine Infektion mit Covid-19 festgestellt.

Kentaro Iwata, Experte für Infektionskrankheiten an der Kobe-Universität, sprach nach einem Kurzaufenthalt auf dem Quarantäneschiff von chaotischen Szenen. Es habe zu dem Zeitpunkt keine ausreichende Trennung zwischen infizierten und nichtinfizierten Zonen an Bord gegeben, hatte er in Youtube-Videos erklärt. Kurz darauf löschte er die Videos wieder, da die Lage an Bord inzwischen verbessert worden sei, wie er sagte. Die Regierung hatte die Kritik an ihrer Quarantänemaßnahme zurückgewiesen.

Wie viele und wo

Die Zahl der in Japan Infizierten stieg bis Sonntagvormittag auf 770 Menschen, inklusive jenen Corona-Fällen auf der Diamond Princess. Alleine auf dem Schiff hatten sich 634 Personen mit dem Virus infiziert – nur in China gibt es mehr Fälle.

Auch in Südkorea stieg die Zahl der Infizierten zuletzt deutlich: Am Sonntag bestätigten die Behörden 123 Neuinfektionen. Insgesamt sei das Virus bei 602 Menschen festgestellt worden – eine vierte Person ist bereits daran gestorben. Der südkoreanische Staaatschef Moon Jae-in hat wegen des Virus die höchste Alarmstufe ausgerufen.

in Israel müssen fast 200 Schulkinder zwei Wochen lang zu Hause bleiben, weil sie mit südkoreanischen Touristen in Kontakt gekommen sein könnten, die mit dem Coronavirus infiziert sind. Die zweiwöchige Quarantäne für 180 Schulkinder aus insgesamt drei Schulen beginne am Sonntag, teilte das israelische Bildungsministerium mit. Die Anweisung gelte auch für 18 Lehrer und einen Aufseher.

Südkoreanische Mitglieder der Sekte Shincheonji Church of Jesus hatten vom 8. bis 15. Februar eine Reihe israelischer Sehenswürdigkeiten besichtigt. Nach ihrer Rückkehr wurde bei 18 von ihnen das Coronavirus festgestellt. Das israelische Gesundheitsministerium veröffentlichte am Samstag auf seiner Website die Stationen der Pilger aus Südkorea und forderte alle Menschen, die mit ihnen in Kontakt gekommen sein könnten, auf, sich freiwillig in Quarantäne zu begeben.

China bestätigte am Sonntag 648 Neuinfektionen, nur 18 davon außerhalb der Provinz Hubei, wo das Virus seinen Ausgang genommen hat. Am Sonntag meldeten die Behörden 97 weitere Todesopfer, alle außer einem seien in Hubei gestorben. Insgesamt zählt man in China derzeit 76.936 Corona-Fälle, 2.442 endeten bereits tödlich, 23.322 gelten als geheilt.

Aus dem Iran wurden am Sonntag 15 neue Corona-Fälle berichtet, womit die Zahl der infizierten Menschen auf insgesamt 43 stieg. Acht Personen sind im Iran bereits an Covid-19 verstorben. Aus österreichischen Diplomatenkreisen hieß es, dass Schulen und Universitäten in Teheran bis auf weiteres geschlossen bleiben, auch Kulturveranstaltungen wurden abgesagt. Der Irak stoppte vorerst die Flugverbindungen in den Iran.

Die Vereinigten Arabischen Emirate berichteten am Sonntag von zwei neuen Corona-Fällen im Land, macht insgesamt 13 infizierte Menschen. Und auch im Libanon wurde eine erste Erkrankung öffentlich – es handelt sich um eine Frau, die aus dem Iran eingereist war.

26 Länder außerhalb Chinas berichten über Erkrankungen

Die Weltgesundheitsorganisation erklärte am Samstag, Länder in Afrika seien dringend auf den Umgang mit dem Coronavirus vorzubereiten. Am meisten Sorge bereiten den Experten derzeit jene Fälle, bei denen keine klare Verbindung zu China besteht, die also aufgetreten sind, ohne Reisetätigkeit oder Kontakt mit infizierten Personen. Das betrifft etwa einige Fälle in Italien, aber auch in Südkorea, dem Iran und Singapur.

Bis dato gab es in insgesamt 26 Ländern außerhalb Chinas Berichte über 1.200 Corona-Fälle. Die WHO erklärt, die Viruserkrankung habe nur bei einem Fünftel der infizierten Patienten schwerwiegende Folgen, in allen anderen Fällen komme es zu einem "milden" Verlauf. Die Todesrate liege bei rund zwei Prozent, außerhalb Chinas sei sie allerdings deutlich niedriger. (red, 23.2.2020)