Rund um den Gazastreifen ist die Gewaltspirale wieder in Gang geraten.
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Jerusalem – Israels Militär und extremistische Palästinenser haben sich am Sonntag einen heftigen Schlagabtausch geliefert. Der Tötung eines palästinensischen Angreifers durch israelische Soldaten am Nachmittag folgten Raketenangriffe der Palästinenserorganisation Islamischer Jihad auf Israel. Am Abend beschossen israelische Kampfflugzeuge Positionen der Extremisten im Gazastreifen.

Dabei wurden nach palästinensischen Angaben mindestens vier Kämpfer verwundet, die gerade eine Serie von Raketen auf Israel abfeuern wollten. Am späten Abend teilten die israelischen Streitkräfte mit, dass auch "Jihad-Terrorziele" in Syrien angegriffen worden seien. Aus Syrien verlautete, dass die Luftabwehr rund um die Hauptstadt Damaskus "feindliche Ziele" angegriffen habe.

Bei den israelischen Luftangriffen in Syrien sind Aktivisten zufolge mindestens sechs Menschen getötet worden. Bei den Opfern handelte es sich um zwei Palästinenser der Extremistenorganisation Islamischer Jihad und vier Mitglieder pro-iranischer Milizen, wie die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag erklärte.

Angreifer getötet

Israelische Soldaten hatten am Sonntag an der Grenze zum Gazastreifen einen palästinensischen Angreifer getötet. Der Islamische Jihad teilte mit, dass es sich um ein Mitglied ihres bewaffneten Flügels handelte. Bei dem Vorfall sei ein zweiter Palästinenser verletzt worden, berichteten Augenzeugen. Israelische Soldaten hatten mit einem Armeebulldozer die Leiche des Kämpfers beseitigt. Der Islamische Jihad erklärte, Israel habe ein schreckliches Verbrechen begangen, dieses werde nicht ohne Folgen bleiben.

Später feuerten Extremisten rund 20 Raketen auf Israel ab. In südlichen israelischen Gemeinden und der Küstenstadt Ashkelon heulten am Sonntag Sirenen, Einwohner brachten sich in Schutzräumen in Sicherheit. Zu dem Abschuss der Raketen bekannte sich die Gruppe Saraya al-Quds, der militärische Arm des Islamischen Jihad. Das israelische Militär teilte mit, dass zehn Raketen vom Raketenabwehrsystem Iron Dome abgefangen worden seien.

"Neue Politik"

Verteidigungsminister Naftali Bennett sprach von einer "neuen Politik", nach der Israel Leichen von Extremisten nicht zurückgebe, um Druck auf die im Gazastreifen herrschende Hamas auszuüben, die Leichen von zwei 2014 im Gaza-Krieg getöteten israelischen Soldaten zurückzugeben. Zuvor hatte er Anschuldigungen zurückgewiesen, dass der Einsatz des Bulldozers unmenschlich gewesen sei. Vielmehr sei es unmenschlich, dass die Hamas die Leichen nicht zurückgebe, sagte er im Radio und Fernsehen.

Zuvor hatte die israelische Armee Videoaufnahmen veröffentlicht und von einer "Terroreinheit" des Islamischen Jihad gesprochen, die in den vergangenen Monaten an zwei ähnlichen Angriffen beteiligt gewesen sei. Am Samstag war in Jerusalems Altstadt ein weiterer Palästinenser erschossen worden, als er Polizisten mit einem Messer angreifen wollte.

Blockade verschärft

Israel hatte 2007 eine Blockade des Gazastreifens verschärft, die inzwischen von Ägypten mitgetragen wird. Beide Länder begründen die Maßnahme mit Sicherheitserwägungen. Rund zwei Millionen Einwohner leben unter sehr schlechten Bedingungen in dem Küstenstreifen am Mittelmeer. Die dort herrschende Hamas wird von Israel, den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft. Sie hat sich die Zerstörung Israels auf die Fahnen geschrieben.

Seit der Vorstellung des amerikanischen Nahost-Plans im vergangenen Monat ist die Lage angespannt. Anfang Februar kam es zu mehreren Anschlägen in Jerusalem. Bei Zusammenstößen mit israelischen Soldaten im besetzten Westjordanland wurden zudem mindestens vier Palästinenser getötet. (APA, 24.2.2020)