Heuer markierte der deutsche Leitindex Dax bereits mehrfach Rekordwerte, bevor die Investoren wegen des Coronavirus zuletzt stark verschnupft reagierten.
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Die Sorglosigkeit der Börsianer der vergangenen Wochen hinsichtlich der wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus ist zu Wochenbeginn nackter Angst gewichen. Europas Aktienmärkte tauchten am Montag zu Mittag tief in die Verlustzone ab, während sogenannte sichere Häfen wie Gold neuerlich deutliche Kurszuwächse verzeichneten. Zudem spekulieren Investoren am Geldmarkt bereits auf eine weitere Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB), um die Folgen des Coronavirus abzufedern.

Besonders stark kamen italienische Aktien unter die Räder, nachdem sich in Norditalien die Krankheitsfälle stark gehäuft hatten. Um mehr als 4,5 Prozent schmierte das Kursniveau an der Mailänder Börse ab, die damit auf den größten Tagesverlust seit dreieinhalb Jahren zusteuerte. Aber die anderen Aktienmärkte gerieten stark unter Druck, die Wiener Börse und der Frankfurter Aktienmarkt verloren jeweils mehr als drei Prozent.

Die Regierung in Rom riegelte nach ersten Todesfällen im Land mehrere norditalienische Ortschaften ab. "Das Letzte, war Europa jetzt gebrauchen kann, ist eine weitere Störung der Wirtschaft", warnte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. "Unglücklicherweise scheinen sich die Ereignisse dahingehend zu entwickeln." Dafür sprechen auch die aktuellen Entwicklungen an den Rohstoffmärkten: Rohöl und Kupfer, die beide als konjunktursensibel gelten, wurden deutlich tiefer gehandelt.

Sichere Häfen angesteuert

Ihren Rekordlauf fortgesetzt hat hingegen die Krisenwährung Gold. Mit etwas mehr als 1.550 Euro pro Feinunze verzeichnete das Edelmetall in der Gemeinschaftswährung das höchste jemals erzielte Kursniveau. In Dollar betrachtet stieg Gold mit gut 1.680 Dollar auf das höchste Niveau seit sieben Jahren. Auch Staatsanleihen von als sicher geltenden Emittenten wie Deutschland oder Österreich wurden stark nachgefragt. Italienische Schuldverschreibungen warfen Investoren hingegen aus ihren Depots.

Investoren am Geldmarkt spekulieren wegen des sich ausbreitenden Coronavirus auf eine Zinssenkung der EZB. Inzwischen wird die Wahrscheinlichkeit auf 50 Prozent taxiert, dass die EZB im Juli ihren Einlagensatz noch tiefer in den negativen Bereich von minus 0,5 auf minus 0,6 Prozent senken wird. Vor einer Woche lag diese Wahrscheinlichkeit, die aus der Kursentwicklung von Finanzinstrumenten wie Interbanken-Zinssätzen berechnet wird, noch bei 35 Prozent. "Das klingt zwar alles schön und gut", kommentierte Anlagestratege Hewson diese Überlegungen. "Es bleibt aber abzuwarten, was Notenbanken und Regierungen überhaupt tun können, um so eine Gefahr zu entschärfen." (aha, 24.2.2020)