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Polizei, Rettung und Feuerwehr waren mit einem Großaufgebot im Einsatz.

Foto: Reuters/ELMAR SCHULTEN
Foto: APA/AFP/ELMAR SCHULTEN

Ein rascher Überblick:

  • Ein Auto rast in eine Menschengruppe bei einem Rosenmontagsumzug in Volkmarsen
  • Berichten zufolge 52 Verletzte, sieben davon schwer – unter ihnen auch Kinder
  • Fahrer festgenommen: 29-jähriger Deutscher aus der Region
  • Ob die Tat vorsätzlich begangen wurde, ist noch unklar
  • Alle Umzüge in Hessen abgebrochen

Volkmarsen – Nachdem am Montag ein Auto in einen Rosenmontagszug in Volksmarsen in Nordhessen gefahren ist und dutzende Menschen verletzt hat, hofften die Fahnder am Dienstagmorgen, mehr über das Motiv des Fahrzeuglenkers zu erfahren. "Wir ermitteln in alle Richtungen", sagte der Sprecher der Behörde, Alexander Badle.

Im hessischen Volkmarsen ist ein Auto in einen Rosenmontagszug gefahren. Ursprünglich war von 15 Verletzten die Rede, mittlerweile von Dutzenden, darunter auch Kleinkinder.



ORF

Zuvor hatte es zu den Hintergründen zum Teil widersprüchliche Angaben der Polizei gegeben. Der Fahrer ist deutscher Staatsbürger, 29 Jahre alt und kommt aus Volkmarsen. Er erlitt Verletzungen und soll einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden, sobald sein Gesundheitszustand das zulässt. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt wegen eines versuchten Tötungsdelikts.

Als das Auto in die Menschenmenge steuerte, wurden 52 Personen verletzt, darunter 18 Kinder. Am Dienstagvormittag befanden sich noch 35 Personen in stationärer Behandlung im Krankenhaus, teilte die Polizei mit. 17 weitere wurden ambulant behandelt und konnten das Krankenhaus verlassen.

Der Fahrer soll mit einem silbernen Mercedes-Kombi eine Absperrung durchbrochen haben, in die Menge gefahren und erst nach 30 Metern zum Stehen gekommen sein, berichteten Augenzeugen. Er habe weiterhin Gas gegeben.

Anschlag nicht ausgeschlossen

Hinweise auf eine politisch motivierte Tat lagen nicht vor, das hessische Innenministerium schloss einen Anschlag jedoch nicht aus. Ein Sprecher begründete das am Montag mit der Situation an Ort und Stelle. Der Fahrer war nach ersten Erkenntnissen den Behörden nicht als Extremist bekannt, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen. Allerdings war er der Polizei in der Vergangenheit durch Beleidigung, Hausfriedensbruch und Nötigung aufgefallen.

Laut Polizeipräsident Gerhard Bereswill gab es eine zweite Festnahme. Diese Person soll die Ereignisse gefilmt haben. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen war aber noch unklar, ob es sich um einen Schaulustigen handelte oder ob die Person eingeweiht war. Der Mann sei bereits kurz nach dem Zwischenfall von der Polizei mitgenommen worden, hieß es. Es sei überdies noch nicht klar, ob der Festgenommene als Tatverdächtiger gelte oder ein Zeuge sei.

Die Polizei war nach dem Vorfall mit einem großen Aufgebot vor Ort. Es wurde umgehend eine "Besondere Aufbauorganisation" im Polizeipräsidium Frankfurt eingesetzt, von dort wird die Lage geführt. Aus Sicherheitsgründen sollten am Montag keine weiteren Faschingsumzüge in Hessen mehr stattfinden. Die polizeiliche Präsenz wurde landesweit verstärkt.

Augenzeugenberichte

Die Behörden appellierten via Twitter an die Bevölkerung, sich mit Spekulationen zurückzuhalten. Für Bilder und Videos wurde ein Hinweisportal eingerichtet. Überdies wurden alle Rosenmontagsumzüge in Hessen abgebrochen, teile das Polizeipräsidium Westhessen mit.

Vorfall am Sonntag

Volkmarsen ist eine Kleinstadt im Landkreis Waldeck-Frankenberg mit rund 6.800 Einwohnern. Sie ist rund 30 Kilometer von Kassel entfernt. Bereits am Sonntag hatte es nach Angaben der Feuerwehr einen Zwischenfall bei einer Karnevalsveranstaltung in einer Halle in Volkmarsen gegeben: Wegen eines Feueralarms seien der Veranstaltungsort geräumt und der betroffene Bereich kontrolliert worden, schrieb die Feuerwehr auf Facebook. Der Grund für den Alarm sei nicht feststellbar gewesen, anschließend sei die Veranstaltung nach einer kurzen Unterbrechung fortgesetzt worden. Ob es einen Zusammenhang zwischen den Vorfällen gibt, ist unklar.

Unterdessen soll der beliebte Frankfurter Fastnachtszug im Stadtteil Heddernheim ("Klaa Paris") am Faschingsdienstag dennoch stattfinden. Der Vorstand habe einstimmig beschlossen, "wir werden Fastnacht feiern", sagte der Vorsitzende der Zuggemeinschaft, Ulrich Fergenbauer, am Montag dem Hessischen Rundfunk. (red, APA, 24.2.2020)