Herbert Brandl: "Abgesehen von seinen drei Beinen erinnert mich der Hocker an einen geschnitzten Traktorstuhl."

Foto: Nathan Murrell

"Mein ‚bestes Stück‘ ist ein sogenannter ägyptischer Hocker. Das Vorbild für dieses Kleinmöbel stammt aus dem Ägypten des 13. Jahrhunderts vor Christus. Ich habe den Entwurf von Adolf Loos vor gut zehn Jahren bei einem Antiquitätenhändler gekauft. Mir hat die Form gefallen. Abgesehen von seinen drei Beinen erinnert er mich an einen geschnitzten Traktorstuhl.

Ich stamme aus der Steiermark und bin noch mit Melkschemeln bei Bauern aufgewachsen. Der Hocker stellt für mich eine Verbindung zu dieser Zeit her, und das auf einem feinen Niveau. Er ist für mich eine Skulptur und doch wieder nicht, denn manchmal setze ich mich schon auf ihn.

Ich hege große Bewunderung für Designerstücke, zum Beispiel jene des Gestalters Piet Hein Eek. Ich finde keineswegs, dass die Kunst auf das Design herabsieht. Also nicht in meinem Falle. Aber würde mein Atelier brennen, nähme ich wahrscheinlich eher Kunstwerke als ein Möbel mit. Außer diesen Hocker. Der müsste auch mit." (Michael Hausenblas, RONDO, 12.6.2020)