Die Wirtschaftskammer (WKO) gehe mit den Beiträgen ihrer Mitglieder sparsam um, sagte WKO-Chef Harald Mahrer, als ihn der ORF am Opernball interviewte. Dabei spielte Mahrer darauf an, dass in der WKO-Loge am Ball der Bälle bloß Wasser serviert würde. Das sei scherzhaft gemeint gewesen, erklärte sich Mahrer später. Denn der Witz ging nach hinten los: Die Loge, in der laut Mahrer bloß Wasser floss, kostete die "sparsame" Kammer nämlich 23.600 Euro.

WKO-Chef Harald Mahrer und Andrea Samonigg-Mahrer am Wiener Opernball.
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Prompt brach eine Welle der Empörung über den WKO-Chef herein. Ob Neos, Gewerkschaft oder Sozialistische Jugend (SJ): Es sei höchst fragwürdig, wie die Standesvertretung die Pflichtbeiträge ihrer Mitglieder investiere, so der Tenor. Mahrer würde sich auf Kosten der Mitglieder eine Loge gönnen, twitterte etwa der neue SJ-Chef Paul Stich.

Die Kritik ist nicht ganz berechtigt, denn als Interessenvertretung der Wirtschaft gehört es zu den Aufgaben der Wirtschaftskammer, dort zu sein, wo die Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft sind. Stichwort Networking; Stichwort Lobbying. Außerdem steckte die WKO das Geld nicht einem privaten Veranstalter in den Rachen. Der Opernball wird von der Wiener Staatsoper veranstaltet.

Ob Mahrer den Ball letztlich zum Netzwerken nutzt oder einfach nur tanzt, hat allenfalls damit zu tun, wie gut er seinen Job als WKO-Chef macht. Den Spaß mit seiner Sparsamkeit hätte er sich dennoch sparen können. (Aloysius Widmann, 24.2.2020)