Bewaffnete Konflikte dürften durch die Auswirkungen des Klimawandels in den kommenden Jahrzehnten zunehmen.

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Washington – Mehrere Studien haben in der Vergangenheit gezeigt, dass Dürreperioden in Syrien zwischen 2006 und 2011 zu Ernteausfällen führten, die wiederum ethnische Auseinandersetzungen in der Region weiter anheizten. Der Vormarsch des IS sei damit durch den Klimawandel indirekt beschleunigt worden, meinen die Forscher. Dasselbe Prinzip gilt auch für andere Krisenherde, wie ein deutsches Forscherteam 2016 im Fachjournal "PNAS" berichtete.

Dieser Zusammenhang dürfte sich in den kommenden Jahrzehnten drastisch verstärken, wie nun eine Reihe von US-Experten aus den Bereichen Sicherheit, Militär und Geheimdienste warnen. Der Klimawandel könnte demnach zu einem katastrophalen globalen Sicherheitsrisiko werden. Menschen würden ihr Leben verlieren oder krank werden und um knappes Wasser und Lebensmittel kämpfen. Der Druck infolge der Erderwärmung könnte politische Spannungen verschärfen und zu Unruhen, Konflikten und Terrorismus führen.

Auch industrielle Staaten sind verwundbar

Letztlich könnten die Sicherheitsvorkehrungen von Regierungen zusammenbrechen, heißt es laut der Thomson Reuters Foundation in einem Bericht des Center of Climate and Security, einem parteifreien US-amerikanischen Politikberatungsinstitut. Zwar hätten Kriegsländer in Afrika und dem Nahen Osten das höchste Risiko, aber auch industrialisierte Staaten seien verwundbar. Selbst in Szenarien geringerer Erderwärmung sei jede Region der Welt in den kommenden drei Jahrzehnten mit ernsten Gefahren für die nationale Sicherheit konfrontiert, heißt es in dem Bericht. Eine stärkere Erderwärmung stelle die Welt im 21. Jahrhundert vor katastrophale, wahrscheinlich irreversible Sicherheitsprobleme.

Der am Montag veröffentlichte Bericht des National Security, Military and Intelligence Panel (NSMIP) warnt davor, dass ganze Bevölkerungsgruppen durch Hitze, Dürre und fehlendes Wasser bzw. Nahrungsmittel von daheim vertrieben werden. Krankheiten würden sich ausbreiten, und der Grenzschutz und die Infrastruktur könnten zusammenbrechen, weil die Ressourcen fehlen. Das würde Extremismus, Kriminalität und Menschenhandel befeuern.

Düstere Zukunft

"Wir blicken wirklich auf eine düstere Zukunft, wenn mehr und mehr Länder instabil werden", sagte Rod Schoonover, ein früherer Geheimdienstanalyst und Ko-Autor des Berichts bei einem Pressegespräch. Die Experten, darunter frühere Regierungsmitarbeiter und Klimaexperten, gingen von zwei Szenarien aus: einer Erderwärmung um ein bis zwei Grad sowie einer Erderwärmung um zwei bis vier Grad bis zum Ende des Jahrhunderts. Die Vereinten Nationen haben gewarnt, dass die globale Temperatur bis dahin um vier Grad steigen wird, wenn die Treibhausgasemissionen nicht drastisch gesenkt werden. (red, APA, 25.2.2020)