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Bei zwei Verdachtsfällen in Tirol fiel der erste Test auf das Coronavirus positiv aus.

Foto: AP

Hinweis, 25.2.2020, 15:10 Uhr: Aufgrund der aktuellen Entwicklungen und der höheren Frequenz an relevanten Meldungen wechseln wir in den Livemodus. Den Livebericht finden Sie hier, der vorliegende Artikel wird ab sofort nicht mehr aktualisiert.

Wie Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) Dienstagmittag bestätigte, gibt es in Tirol zwei Corona-Infektionsfälle. Die zweiten Tests seien ebenso wie die ersten positiv verlaufen, erklärte Platter. Die Betroffenen haben offenbar leichtes Fieber.

Beide Patienten sind in Innsbruck wohnhaft und 24 Jahre alt, eine betroffene Person stammt offenbar aus der Lombardei in Italien, berichtet die APA. Sie werden derzeit in der Innsbrucker Klinik isoliert behandelt.

Noch ist unklar, wo sich die beiden angesteckt haben. Sie seien jedenfalls "nicht lebensbedrohlich" erkrankt, sondern litten bisher nur an Fieber, hieß es. Die beiden Personen hatten sich selbst an die Leitstelle Tirol gewandt und ihre Symptome geschildert. Die Wahrscheinlichkeit sei aber groß, dass die Ansteckung in der Lombardei passiert sei, erklärte Platter. Das Land richtet laut dem Landeshauptmann nun ein Zentrum für Schnelltests ein, um in Verdachtsfällen rasch reagieren zu können.

Das Coronavirus erklärt.
DER STANDARD

Pläne werden aktiviert

Die beiden positiven Tests würden "grundsätzlich keine wesentliche Änderung am Vorgehen in Österreich" bedeuten, sagte der Infektiologe Christoph Steininger von der Medizin-Uni Wien im STANDARD-Chat am Dienstag: "Die bereits vorbereiteten und eingeübten Pläne zur Isolierung und Behandlung dieser Patienten werden nun aktiviert." Wichtig sei nun, "rasch Kontaktpersonen ausfindig zu machen und die Quelle für diese Infektionen zu finden".

Österreich werde die Warnkette mit den italienischen Behörden noch engmaschiger knüpfen, "um noch entschlossener, noch schneller und mit aller Härte reagieren zu können", kündigte Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am Dienstagnachmittag in einer ersten Reaktion anlässlich eines Besuchs in der Polizeidirektion Salzburg an.

Auf die Frage, ob auch Sperren von Örtlichkeiten denkbar sind, sagte der Minister: "Das wird von Fall zu Fall, von Lage zu Lage neu beurteilt bzw. ständig evaluiert. Großveranstaltungen wie etwa das Fußball-Europa-League-Spiel am kommenden Donnerstag in Salzburg seien aktuell aber nicht betroffen. Derzeit werde geprüft, wie weit eine Ausbreitung durch die Kontakte der beiden infizierten Personen überhaupt möglich gewesen sei. "Der Einsatzstab im Innenministerium tagt 24 Stunden, sieben Tage die Woche," so Nehammer. Er stehe auch im Kontakt mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), der gerade in Rom auf einer Konferenz der Gesundheitsminister Italiens und seiner Nachbarstaaten weilt. "Polizei und Behörden sind nun angehalten, jene Personen zu identifizieren, die zuletzt mit den beiden Infizierten in Kontakt standen." Diese könnten allenfalls ebenfalls isoliert werden, um eine weitere Infizierungskette zu verhindern.

Arbeit in Tirol

Im St.-Vinzenz-Krankenhaus Zams der Barmherzigen Schwestern ist man in Alarmbereitschaft. 19 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben vergangene Woche an einem Betriebsausflug teilgenommen. Die Destination: der Karneval in Venedig, wie die Geschäftsleitung dem STANDARD bestätigt. Die Betroffenen seien weiter im Dienst und wurden angehalten, bei Anzeichen einer Erkältung umgehend die Betriebsärztin zu informieren. Bislang habe sich niemand gemeldet.

Zams ist zugleich Heimatort von Platter. Der wird am Dienstagnachmittag mit Euregio-Amtskollegen aus dem Trentino und Südtirol in Bozen über die weitere Vorgehensweise beraten.

Zu den beiden bestätigten Coronavirus-Infektionen in Tirol wollte sich Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) nicht äußern. Er warnte jedoch vor Beginn eines Treffens mehrerer europäischer Amtskollegen in Rom vor "vorschnellen Reaktionen".

Neuer Verdachtsfall in Linz

Auch in Linz-Pichling trat am Dienstag ein Coronavirus-Verdachtsfall auf, meldete das Büro von Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ). Ein 55-Jähriger zeigte nach einer Italien-Reise Symptome, die auf eine Infektion hindeuten. Er wird auf das Virus getestet. Der Mann war zuvor mit einer Reisegruppe in Venedig. Seine Mitreisenden wurden aufgefordert, bis zum Vorliegen des Testergebnisses zu Hause zu bleiben und den Kontakt mit anderen Personen zu meiden.

Luger gab bekannt, seine Auslandsreise vorzeitig abzubrechen. Er wird nach Linz zurückkehren, um sämtliche Maßnahmen zu koordinieren.

Bus in Oberösterreich gestoppt

In Allhaming in Oberösterreich musste am Montagabend ein Reisebus wegen eines Coronavirus-Verdachtsfalls einen längeren Stopp einlegen. Nach einer Überprüfung durch die Behörden wurde Entwarnung gegeben, sagte Bezirkshauptmann Manfred Hageneder. Der Bus, der aus Spanien über Italien nach Ungarn unterwegs war, durfte weiterfahren. (Steffen Arora, red, 25.2.2020)