Die Wiener Künstlerinnen Jakob Lena Knebl (li.) und Ashley Hans Scheirl.

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Mit Künstlerschwarz braucht man den beiden nicht zu kommen. In lila Schlaghose und grasgrüner Bluse trat Ashley Hans Scheirl auf, Jakob Lena Knebl trug ein goldschimmerndes Jäckchen, als die beiden als nächste heimische Vertreterinnen für die Kunstbiennale in Venedig 2021 vorgestellt wurden. Bunt ist auch die Kunst der beiden: schrill, etwas frivol, sehr humorvoll und für den einen oder anderen auch etwas irritierend. Da hängen Brüste und Penisse als Halsketten an Figuren, oder es sitzt eine dicke, große, braune Kotwurst auf einem Stuhl und scheidet Goldklumpen aus. Ein Kommentar zum Kapitalismus.

Ashley Hans Scheirl und Jakob Lena Knebl sind privat und beruflich ein Paar und zwei der heißesten Aktien der heimischen Kunstszene. Man möchte fast von einer typisch öster reichischen Avantgardekarriere sprechen: Denn erst in den letzten Jahren feiern sie kommerziell und institutionell (Mumok, Documenta etc.) Erfolge. Das liege nicht zuletzt an einer jungen Kuratorengeneration, meinen beide.

Es kann aber auch daran liegen, dass sie mit ihrem Hinterfragen von Geschlechts- und Gesellschaftskonstruktionen, Körperbildern und kunsttauglichen Materialien einfach den Zeitgeist treffen. Der einst abwertend benutzte Begriff "queer", der sich durch ihr Werk zieht, ist heute sexy.

Testosteron zum Geburtstag

Daran hat Scheirl maßgeblich Anteil. Denn 1956 in Salzburg als Angela geboren, ist sie seit den 1980ern eine Galionsfigur der queeren Wiener Kunstszene. Ihren Sinn für Geschlechterfragen schärfte sie in New York und London, ab den 1990ern machte sie mit Filmen wie dem Transgenderstreifen Dandy Dust auch international auf sich aufmerksam. Als Scheirl zu ihrem 40. Geburtstag anfing, sich Testosteron zu spritzen, wurde aus der Angela der Hans. Mit dem 60er verpasste Scheirl sich schließlich den neuen zweiten Vornamen Ashley und trägt seither Lippenstift zur Krawatte.

Während Scheirls Malerei heute in Installation und Video hineinwächst, mixt Knebl Kunst mit Mode und Design: 1970 in Baden geboren, arbeitete sie lange als Altenpflegerin, ehe sie Mode und Bildhauerei studierte. Den Taufnamen Martina Egger legte sie zugunsten der Vornamen der Großeltern ab.

Vor Venedig stehen noch einige auch internationale Ausstellungen an. Scheirl ist zudem seit 2006 Professorin für Malerei an der Wiener Akademie, Knebl unterrichtet dort am Institut für Lehramt. Die Zukunft der heimischen Kunst ist also über die Biennale hinaus sicher. (Michael Wurmitzer, 25.2.2020)