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Der Verein Austria in Motion wollte mit der Wirtschaftsuni Wien die Arbeitsbedingungen in der Glücksspielbranche erforschen. Die Rolle der Novomatic-Tochter Admiral: unklar.

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Der FPÖ-nahe "Verein Austria in Motion – Verein zur Reform der politischen Kultur in Österreich" sucht Projekte, die er fördern kann. Das sagt Vereinsobmann Markus Braun. Man müsse das bei Spendern eingesammelte Kapital (im Mai 2019 lagen laut einem von Braun beauftragten Wirtschaftsprüfer 340.000 Euro auf dem Konto) in Projekte investieren oder vielleicht Vereinen mit ähnlichem Zweck spenden – das werde gerade geprüft. Zurückzahlen dürfe man das Geld nicht.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) geht ja dem Verdacht nach, Austria in Motion und weitere FPÖ-nahe Vereine seien in "Absprache mit Heinz-Christian Strache bzw. Johann Gudenus" mit dem Vorsatz gegründet worden, "finanzielle Zuwendungen für die FPÖ respektive Strache zu lukrieren". Die Genannten bestreiten das.

Neuer Anlauf

Ein erstes Projekt wollte Austria in Motion 2018 mit der WU Wien machen, die Novomatic-Tochter Admiral sollte involviert sein. Daraus wurde nichts. Allerdings: Im September 2019, rund vier Monate nach dem Aufkommen des Ibiza-Videos, nahm die Frau des Vereinsobmanns (Mittlerin zur WU) noch einen Anlauf. Sie wandte sich angeblich erneut an die damalige WU-Wissenschafterin, sei wieder abgeblitzt, heißt es. Obmann Braun hält das für möglich, er selbst sei ja auch wieder auf der Suche nach Projekten.

Warum soll ein bläulicher Verein eine solche Studie zahlen? Darauf antwortet Braun wie berichtet so: Es sei um eine Studie zu "Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Branchen mit ungeregelten Arbeitszeiten am Beispiel der Glücksspielbranche in Österreich" gegangen. Admiral sei mögliches Forschungsobjekt gewesen.

Zum Nachhören: Das System hinter den verdeckten Großspenden an die FPÖ

Zweifel mehrten sich

Kurz die personellen Verflechtungen: Braun gehört die Investmentfirma Sigma, in der sein Schwager Peter Sidlo tätig war. Der Freiheitliche wurde 2019 kurz Finanzvorstand der Casinos Austria, seine Bestellung löste Ermittlungen aus. Sidlo ist mit Novomatic-Sprecher Bernhard Krumpel gut, übernahm 2016 dessen Agentur Polimedia. Krumpel empfahl 2018 einer Admiral-Managerin ein Treffen mit Vereinsobmann Braun, es gehe um eine Studie.

Der WU-Mitarbeiterin, die von einem Auftragsvolumen von 12.000 Euro sprechen soll, erschienen Projekt und Finanzierung seltsam. Sie sagte sinngemäß aus, ihre Zweifel seien bei einem Treffen mit dem Ehepaar Braun und zwei Admiral-Managerinnen im November 2018 verstärkt worden. Denn die Zielsetzung der Studie habe sich geändert. Es sei nicht mehr darum gegangen, Admiral-Mitarbeiter zu den Arbeitsbedingungen zu befragen, sondern darum, das Image von Admiral bei potenziellen Mitarbeitern und Kunden zu eruieren. Und um Beratung, wie man das Image verbessern könne. Es habe sich mehr um ein Beratungsprojekt gedreht als um eine wissenschaftliche Studie.

Missverständnisse

Laut einer Mail von Brauns Frau hätten am Treffen damals auch Krumpel und Novomatic-Chef Harald Neumann teilnehmen sollen – die kamen aber nicht. Novomatic-Sprecher Krumpel sagt heute dazu, das sei nie vereinbart gewesen, es könne sich nur um ein Missverständnis handeln.

Derer scheint es mehrere zu geben. Vereinsobmann Braun bleibt dabei, dass es beim Studienzweck "ganz klar" um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gegangen sei. Wenn Admiral zudem andere Themen erforschen wollte, "hätten die das auch selbst zahlen müssen". Und wäre es nun um 12.000 Euro oder mehr gegangen? Laut Braun hätte das Auftragsvolumen an die WU 250.000 Euro für zwei Jahre betragen sollen.

Krumpel beschreibt die Rolle von Admiral: "Wir hätten Leute für Befragungen zur Verfügung gestellt, haben uns aber Ende 2018 sowieso aus dem Projekt ausgeklinkt". Eingeklinkt hat sich die WKStA. (Renate Graber, 25.2.2020)