Tiroler Polizeibeamte mit Sicherheitsvorkehrungen.

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Am Dienstagabend marschierten vor einem Hotel am Innsbrucker Bahnhof plötzlich Polizisten auf. Der Auftritt kam etwas spät, denn einige Zeit vor den Beamten waren bereits Kamerateams vor dem Hotel aufmarschiert. Die Information, dass eine 24-jährige Italienerin, die in dem Hotel als Rezeptionistin arbeitet, einer der beiden ersten bestätigten Coronavirusfälle Österreichs ist, hatte sich bereits herumgesprochen.

Die junge Frau und ihr ebenfalls aus der Gegend von Bergamo stammender Freund wurden am Montagabend in der Innsbrucker Klinik vorstellig, weil sie seit ihrer Rückkehr aus einem Heimaturlaub am vergangenen Freitag unter grippeähnlichen Symptomen litten. Am späten Dienstagvormittag stand schließlich fest, dass beide mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infiziert sind. Sie wurden an die Innsbrucker Klinik stationär aufgenommen und werden dem Infekt entsprechend behandelt.

DER STANDARD

Beiden geht es mittlerweile wieder gut, sie sind fieber- und weitgehend beschwerdefrei. Sollte sich ihr Zustand bis zum Wochenende nicht verschlechtern und sie keine Ansteckungsgefahr mehr darstellen, können sie das Spital wieder verlassen. Von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) kam ein Lob für das richtige Verhalten der beiden, die sich umgehend an die Klinik wandten und so den Behörden die Möglichkeit gaben, die Herkunft des Virus genau nachvollziehen zu können.

Nun gilt es für die Behörden, alle Personen zu untersuchen, die mit den beiden engeren Kontakt hatten. Vor allem bei der jungen Frau wird das schwierig, da sie als Rezeptionistin arbeitet. Ob sie seit ihrer Rückkehr Dienst hatte, ist nicht bekannt. Dass sich Hotelgäste an der Rezeption angesteckt haben, hält Günther Weiss von der Med Uni Innsbruck, der die beiden Patienten betreut, für unwahrscheinlich. Für eine Ansteckung brauche es schon eine Kontakt von cirka 15 Minuten, sagte er am Dienstag in der Zeit im Bild 2. Die Landessanitätsbehörde prüfte am Dienstagabend vorbeugend alle Personen, die im Hotel wohnten und arbeiteten. Auch am Wohnort der Frau in Innsbruck wurde so vorgegangen.

Die Polizei riegelte das Hotel im Innsbrucker Zentrum ab.
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Wer nur flüchtigen Kontakt zu ihr hatte, konnte sich nach einem negativen Testergebnis sofort wieder frei bewegen. "Enge Kontaktpersonen" werden eingehender untersucht und müssen gegebenenfalls unter Quarantäne gestellt werden. Wie viele Personen das betrifft, war bis Redaktionsschluss noch nicht klar, da die Untersuchungen noch liefen. Wo die Betroffenen die Quarantänezeit verbringen, war ebenfalls noch nicht klar, weil man es eben von ihrer Zahl abhängig machen wird.

Einerseits wäre eine Unterbringung im Hotel denkbar, so ein Sprecher des Landes Tirol, das die Untersuchungen angeordnet hat. Aber auch eine Quarantäne zu Hause sei denkbar, wenn Personen etwa alleine leben und sich in dieser Zeit nicht aus ihren Wohnungen bewegen. Zudem wurden am Areal der Innsbrucker Klinik Betten für die Unterbringung Infizierter frei gemacht.

Leben wie mit der Influenza

Insgesamt bereitete sich Tirol auf weitere Fälle vor. Aus diesem Grund, erklärte Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP), werde man eine Ambulanz für Verdachtsfälle im Zentralraum Innsbruck einrichten, die bei Bedarf ab Mittwoch den Betrieb aufnehmen könne. Zudem werde überlegt, das Ärztezentrum in der Innsbrucker Fallmerayerstraße als Erstanlaufstelle für Verdachtsfälle einzurichten. Darüber hinaus, so Tilg, wurden Kliniken in ganz Tirol sowie Hausärzte bereits vorinformiert. Wer medizinischen Rat braucht, soll sich an die Telefonhotline unter der Nummer 0800 555621 oder seinen Hausarzt wenden.

Zu den erhöhten Vorsichtsmaßnahmen erklärte Cornelia Lass-Flörl, Expertin der Innsbrucker Klinik: "Wir kennen die Patienten und wissen, woher sie kommen. So können wir eine Ausbreitung des Virus besser verhindern." Dass momentan mit großem Aufwand auf Infektionen reagiert wird, liege daran, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) derartige Verläufe von Viruserkrankungen in zwei Phasen teilt.

"Wir befinden uns im Containment, wo alles unternommen wird, um weitere Infektionen zu verhindern", erklärte die Expertin. Im Hintergrund laufen aber bereits intensive Beratungen, ob man nicht in Phase zwei, genannt Mitigation, übergehen solle: "Das würde im Grunde nichts anderes bedeuten, als dass wir mit dem neuen Virus leben lernen, so wie wir auch gelernt haben, mit der Influenza zu leben." (Steffen Arora, red, 25.2.2020)