Tim Breyvogel im Lichtgewitter des clubhaften Theaterabends "Steilwand".

Alexi Pelekanos

Theater goes Clubkultur. Das Landestheater Niederösterreich verlässt sein "Mutterhaus" am Hauptplatz von St. Pölten und zieht mit dem Stück Steilwanddes Briten Simon Stephens vorerst in den Kunst- und Kulturverein Lames (La Musique et Sun) ein. Von dort geht es dann an andere Orte der Stadt weiter. Dezentral denken, hinausgehen zu den Menschen – das ist das Credo des Theaters heute, um das Publikum zu erweitern und jene anzusprechen, die von sich aus nicht die imaginäre Stadttheaterschwelle überschreiten, obwohl sie das Theater und seine Stoffe sehr wohl ansprechen würden.

In der österreichischen Erstaufführung von Steilwand – der Monolog wurde 2008 in London uraufgeführt – erzählt der junge Vater Alex (Tim Breyvogel) vom Unfalltod seiner kleinen Tochter. Das Familienleben ist für immer erschüttert. Das Schreckliche, Unerträgliche trifft hier auf den Beat des Techno, wird aufgefangen von der meditativen Stimmung, die ein Clubraum und seine Besucherinnen gemeinschaftlich ermöglichen.

Beatmaschine

Tim Breyvogel ist hier nicht nur der Schauspieler, sondern auch DJ, der sowohl erzählend als auch an den Beatmaschinen hantierend einen vielstimmigen Sound kreiert. Regie führt Annette Holzmann, die musikalische Einrichtung verantwortet Moritz Wallmüller. Jede Vorstellung geht in eine Clubnacht über. Zum Premierentermin am Freitag übernehmen nach der Vorstellung DJane Tilki, DJ Roland Stein, DJ Ben Panner und DJ Lichtfels die Regler.

Simon Stephens, 1971 in Manchester geboren, machte in den Nullerjahren mit raffiniert gebauten Dialogstücken im deutschen Sprachraum Furore – Motortown,Reiher oder Port. In ihnen wird der dramatische Kern stets auf verblüffende Weise freigelegt. (afze, 27.2.2020)