Krankheiten, immer schwierig. Aber seit meine Tochter im Kindergarten ist: unglaublich. Es begann mit einem der schönsten Anrufe meines Lebens und wurde schnell zum Kotzen. Das Kind bekommt einen Platz im Wunschkindergarten – traumhafter Spielplatz im Freien, unendlich viel Spielzeug und Pädagoginnen, so herzlich, dass ich selbst gern meine Tage mit ihnen verbringen würde. Auf der Liste, was meine Tochter alles braucht, steht Gatschhose, hach, schön.
Die Eingewöhnung
Die ersten Tage gehe ich mit ihr zusammen in den Kindergarten. Wir kommen in der Früh, spielen zehn Minuten und gehen wieder. Länger darf ich nicht bleiben. Die anderen Kinder würden es unfair finden, wenn ein Papa darf und die anderen nicht. Wenn alle Eltern bleiben, wäre es kein Kindergarten. Nach drei Tagen soll ich meine Tochter das erste Mal allein lassen. Bei der Eingangstür verabschieden und schnell weg, nur kein Drama, nicht zurückschauen. Ich würde gerne jedes Mal "I will always love you" von Whitney Houston spielen:
"If I should stay, I would only be in your way So I'll go, but I know I'll think of you every step of the way."
Die Pädagoginnen lehnen das freundlich, aber bestimmt ab. Mein Kind soll lernen, dass Abschiede normal sind und ich wiederkomme. Macht Sinn, Whitney kommt nicht wieder. Es funktioniert: Mein Kind vermisst mich nur sekundenweise. Ich bin frei. Zuerst zehn Minuten, dann eine halbe Stunde, eine, und nach zwei Wochen sogar zwei. Doch meine Freiheit hat ihren Preis, wie dieser Tweet vom 19. Dezember zeigt:
Das große Speiben
Die Tochter bringt einen Magen-Darm-Virus aus dem Kindergarten mit. Sie stört das wenig. Trotz Durchfalls und Speibens nach jedem Essen spielt und lacht sie wie immer, oft alles gleichzeitig. So heldenhaft wie sie stecken meine Freundin und ich das nicht weg.
Zwei Tage lang liege ich innerlich komplett leer neben einem Kotzkübel im Bett und renne nur in Notfällen ins Bad: Wenn meine Freundin während des Wickelns nach Hilfe ruft, das Baby auf den Boden setzt, selbst speiben geht, ich fertigwickle und dann über den Umweg Klo wieder ins Bett krieche – that's fucking teamwork.
Ich denke an den Kindergarten, verstehe auf einmal Sartre und murmle große Sätze: Die Hölle, das sind die anderen. Menschen sind keine Herdentiere. Gesellschaft macht krank. Wahrscheinlich wird meine Tochter ab jetzt in einer Blase leben müssen, wie Jake Gyllenhaal im Film "Bubble Boy". Dann würden auch nicht mehr so viele Spieledates mit anderen kranken Kindern ausfallen.
Der Magen-Darm-Virus ist ausgezogen. Seit zwei Wochen wohnen wir mit einer leichten Bronchitis zusammen. Damit meine ich, das Baby hat eine und ich auch. Bei Eltern muss man das dazusagen – viele sagen "wir", wenn nur das Kind gemeint ist. Bei Sätzen wie "Wir haben uns das Bein gebrochen" hatte ich lange komische Bilder im Kopf, bei "Wir essen jetzt schon mit dem Löffel" dachte ich, die armen Eltern hatten einen Schlaganfall. In den nächsten Wochen werden wir Bindehaut- und Mittelohrentzündung, Läuse, Scharlach, Würmer und die Hand-Fuß-Mund-Krankheit bekommen.
Hier ein paar Tweets, die beschreiben, was sonst so bei uns los ist:
16. November 2019
25. November 2019
28. November 2019
13. Jänner 2020
6. Februar 2020