Das neue Coronavirus verbreiten sich gut von Mensch zu Mensch. Einstweilen ist man dabei, die Infektionskette zu stoppen und damit eine Pandemie zu verhindern.

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Frage: Was ist eine Epidemie?

Antwort: Wenn es in einer Region plötzlich zu vermehrten Krankheitsfällen kommt, spricht man von einer Epidemie. Das Coronavirus Sars-CoV-2 bringt alle Voraussetzungen mit, eine solche Epidemie zu verursachen. Es ist sehr gut von Mensch zu Mensch übertragbar, die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Auftreten der ersten Krankheitssymptome, liegt zwischen zwei und 14 Tagen. Das scheint besonders zur Verbreitung beigetragen zu haben, denn auch Menschen, die (noch) keine Krankheitssymptome zeigen, können andere anstecken.

Frage: Was ist eine Pandemie?

Antwort: Eine Pandemie ist eine "weltweite Epidemie", so definiert es das Robert-Koch-Institut. Meistens wird in Zusammenhang mit der Influenza davon gesprochen, aber auch Sars oder die Schweinegrippe waren Pandemien. Was dabei passiert ist: Ein Virus ist von Tieren auf Menschen übergesprungen – er ist also neu, auch was sein Verhalten betrifft. Bei Sars-CoV-2 lernen Virologen jeden Tag Neues. Durch Globalisierung und Reisetätigkeit war die Verbreitung möglich.

Frage: Wer entscheidet, wann eine Epidemie zur Pandemie wird?

Antwort: In der WHO laufen derzeit alle Fäden zusammen. Dort werden die weltweiten Daten gesammelt, evaluiert und Schlüsse daraus gezogen. Sollte eine Pandemie ausgerufen werden, würde das WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus tun.

Frage: Ist Covid-19 schon eine Pandemie?

Antwort: Nein. Voraussetzung für die Ausrufung einer Pandemie wäre die unkontrollierte Ausbreitung. Der WHO-Chef sieht Covid-19 derzeit noch nicht als Pandemie, sondern spricht von "Epidemien in einzelnen Ländern". Er wertet es als positives Zeichen, dass die Zahl der Fälle in China derzeit sinkt. Zudem seien in mehreren Ländern seit ein oder zwei Wochen keine neuen Fälle gemeldet worden, obwohl es dort zuvor schon Erkrankungen gab. Dort konnte die Ausbreitung also eingedämmt werden. Das alles sind Kriterien und Zahlen, die zu einer realistischen Einschätzung der Lage führen. Voraussetzung für die Ausrufung einer Pandemie wäre die weltweit unkontrollierte Ausbreitung von Sars-CoV-2. Mit den derzeit getroffenen Maßnahmen will man genau diese Ausbreitung verhindern. Insgesamt sind die Krankenzahlen bisher überschaubar. Die nächsten zwei Wochen werden entscheidend sein.

Frage: Lässt das Virus sich stoppen?

Antwort: Ja. Wenn es gelingt, die Infektionskette durch Maßnahmen wie Isolierung, Absagen von Massen-Events und Quarantäne zu verhindern. Dann bliebe der Ausbruch regional begrenzt, also eine Epidemie.

Frage: Und was, wenn sich Sars-CoV-2 nicht stoppen lässt?

Antwort: Dann verbreitet es sich "unkontrolliert" in der Bevölkerung. Die trotzdem gute Nachricht: Die Daten aus China zeigen, dass eine Infektion mit Sars-CoV-2 in 80 Prozent aller Fälle mild verläuft. Bei 14 Prozent waren die Verläufe schwer, die Patienten mussten wegen Atemproblemen ins Spital und sechs Prozent müssen intensivmedizinisch betreut werden. Vor allem alte Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind von schweren Verläufen betroffen. Von diesen statistischen Werten allerdings auf sich selbst als Individuum zu schließen, also eine Bedrohung für das eigene Leben zu empfinden, wäre ein Denkfehler bzw. so, als würde man die eigenen Chancen auf einen Lottogewinn als besonders hoch einschätzen. Denn Epidemiologie und Statistik sagten nichts über Einzelschicksale aus.

Frage: Wie gefährlich ist Sars-CoV-2 jetzt wirklich?

Antwort: Eine zentrale Frage für die Risikoabschätzung ist die Letalität. Damit ist gemeint, wie viele aller infizierten Personen sterben. Die Zahl variiert von Region zu Region sehr stark. Laut WHO sind es in China (ohne Hubei) 0,7 Prozent, also sieben Verstorbene pro 1.000 Infizierte. Zur korrekten Berechnung müssten aber alle Infizierten gefunden werden. Wegen der vielen milden Verläufe bleiben jedoch zahlreiche Fälle unentdeckt und die Letalität wird eher überschätzt. Wie hoch die Zahl in Europa sein wird, kann derzeit niemand seriös beantworten. Offenbar verhält sich Sars-CoV-2 anders als der Influenza-Erreger, ist insgesamt weniger ansteckend, kann aber bei bestimmten sensiblen Bevölkerungsgruppen zu schweren Erkrankungen führen. Alle anderen kommen gut mit der Infektion zurecht. (Karin, Pollack, Bernadette Redl, 28.2.2020)