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Auch an der Wall Street geht die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus um, allerdings vor allem wirtschaftlich betrachtet.
Foto: REUTERS/Brendan McDermid

In dieser Woche hat die Angst vor dem Coronovirus die Weltbörsen voll erfasst, am Donnerstag verzeichnete der New Yorker Dow-Jones-Index den größten jemals verbuchten Punkteverlust. Beinahe um 1.200 Punkte oder 4,4 Prozent sackte das bekannteste Börsenbarometer ab, nachdem sich das neue Virus weltweit weiter ausgebreitet hatte.

Immer lauter werden wie Warnungen von Ökonomen vor den wirtschaftlichen Folge des Ausbruchs, darunter auch der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB): Philip Lane sieht darin ein großes Risiko für die Konjunktur, sollte die Atemwegserkrankung länger anhalten. Dafür spricht auch der extrem schwache Ölpreis, wegen der zunehmenden Konjunktursorgen fiel der Kurs für das Nordseeöl Brent um 51 Dollar für ein Fass auf den tiefsten Stand seit fast zwei Jahren.

Rezessionswarnungen

Seit Montag hat der Dow Jones unter dem Strich bereits mehr als elf Prozent seines Werts eingebüßt. Verluste in ähnlicher Größenordnung verzeichneten ebenfalls die europäischen Märkte, die auch am Freitag mit starken Abschlägen in den Handelstag starteten – Dax, Eurostoxx 50 oder auch der ATX gerieten neuerlich stark unter Verkaufsdruck. Somit zeichnet sich die schwächste Börsenwoche seit der Finanzkrise im Jahr 2008 ab. Die Marktkapitalisierung der Aktienmärkte weltweit schrumpfte um etwa fünf Billionen Dollar, was ungefähr der jährlichen Wirtschaftsleistung Japans entspricht.

"Die Börse preist gerade einen Tsunami an Gewinnwarnungen aus den Unternehmen ein", erklärt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets den dieswöchigen Stimmungsschwenk an den Börsen. Die Kurse rauschten am Freitag in die Tiefe wie zu Zeiten der Finanzkrise. David Folkerts-Landau, Chef-Volkswirt der Deutschen Bank, sagte sowohl in in Deutschland als auch global eine Rezession voraus.

Dabei hatten die Finanzmärkte den Ausbruch des Coronavirus zuvor ignoriert. Investoren gingen lange von einem Szenario aus, das jenem der Ausbrüche der Lungenkrankheit Sars im Jahr 2003 oder danach der Vogel- und Schweinegrippe ähnelt. Damals blieben die Auswirkungen lokal beschränkt und trafen die Weltwirtschaft fast gar nicht. Diese Erwartung lässt sich nun nicht mehr aufrechterhalten, da das Coronavirus am Rande einer Pandemie mit weltweiten Auswirkungen steht. In etlichen Branchen sind bereits Lieferketten unterbrochen, in anderen wie dem Tourismus bricht die Nachfrage fast völlig weg.

Zinssenkung erwartet

Dementsprechend wird an den Finanzmärkten erwartet, dass sich die Notenbanken mit noch lockererer Geldpolitik gegen Konjunkturrisiken stemmen werden – bei der EZB gehen Investoren bereits von einer weiteren Senkung des Strafzinses für Banken von minus 0,5 auf minus 0,6 Prozent aus. Davon profitieren Staatsanleihen von als sicher geltenden Emittenten, etwa den USA oder Deutschland. Ebenso der Goldpreis, obwohl dieser zuletzt eine kleine Verschnaufpause nach den zuvor starken Kursanstiegen einlegte.

Übrigens: In Prozent betrachtet war der Kursrückgang des Dow Jones am Donnerstag bei weitem nicht der stärkste. Dieser Negativrekord stammt weiterhin vom 19. Oktober 1987, als der Index binnen eines Tages um mehr als 22 Prozent abgestürzt war. In Punkten betrug das Minus damals aber bloß 508 Zähler. (Alexander Hahn, 28.2.2020)