Farbdesignerin Monika Heiss hat eine Scheu vor Schwarz und Weiß. In ihr kräftig ausgemaltes Haus in Dornbirn ist sie eingemietet. Für später liebäugelt sie mit einem bunten Gemeinschaftswohnprojekt.

"Viele fragen mich nach meiner Lieblingsfarbe. Bei der Kleidung würde ich sagen: Früher habe ich gern Rottöne getragen, heute trage ich ziemlich viel Blau, und ich weiß, dass mir die Farbe gut steht. Aber beim Wohnen ist das viel schwieriger zu beantworten, denn das Farbspektrum ist enorm, und je nach Raum, Material, Oberfläche, Funktion und Nutzung braucht es ganz unterschiedliche Farbkonzepte. Derzeit umgebe ich mich in den Wohnräumen mit unterschiedlichen Grüntönen – mit Feenhaargrün, mit Salbeigrün und mit Vert vif. Das ist ein wunderschönes, kräftiges Grün aus der Farbpalette von Le Corbusier. Hinter dem chinesischen Schrank aufgetragen, ein Erbstück meines Vaters, wirkt es wie ein schönes, kräftiges Passepartout. Ich liebe dieses Grün!

An ihrem abgetreppten Schrank aus China kann sich Monika Heiss "kaum sattsehen".
Foto: Christian Grass

Ich bin Farbkünstlerin und Farbdesignerin, und das ist gar nicht so eine neue Beschäftigung. Seit es Menschen gibt, beschäftigen sie sich mit Farbe. Die ersten Höhlen, in denen wir Farbe gefunden haben, sind zwischen 30.000 und 40.000 Jahre alt. Damals hat man sich vor allem mit Weiß aus Kalk, mit Braun- und Ockertönen aus gebrannter und ungebrannter Erde sowie mit Schwarz aus verkohlten Ästen und Tierknochen umgeben. Heute gibt es keine Farbe, die es nicht gibt, und trotzdem wissen wir noch so wenig darüber! Der Farbforscher Stefan Muntwyler hat mehr als zehn Jahre zum Thema Blau geforscht. Seine Texte lesen sich wie ein Kriminalroman.

Farbe war für mich immer ein Lebenselixier. Ich bin in einem Textilunternehmen aufgewachsen und habe mich von Kind auf mit Stoffen, Kurzwaren und Kleidern beschäftigt. Das Spiel mit der Farbe war immer ein Genuss. Leider gibt es heute in der Architektur eine gewisse Scheu vor Farben. Oft beschränkt sich die Buntheit auf unterschiedliche Schwarz-, Weiß- und Grautöne. Das ist mir, wie man sich denken kann, zu wenig. Denn Farben haben einen starken Einfluss auf unser Wohlbefinden, deshalb ist es so wichtig, sich ihrer Kraft bewusst zu sein.

"Farben haben einen starken Einfluss auf unser Wohlbefinden, deshalb ist es so wichtig, sich ihrer Kraft bewusst zu sein", sagt Monika Heiss.
Fotos: Christian Grass

Ich wohne in Dornbirn auf rund 130 Quadratmetern in einem Haus, das zwischen 1950 und 1960 errichtet wurde. Ich bin hier für ein paar Jahre eingemietet, denn die Eigentümer wohnen vorübergehend im Ausland. Es ist ein wunderbares Haus, für das ich ein Farbkonzept entworfen und mit großer Freude realisiert habe. Und wie man sieht, harmonieren manchmal die wildesten Farben miteinander! Auch Komplementärfarben wie Türkis und Rot, Grün und Magenta passen wirklich gut zusammen. Ein kleiner Geheimtipp: Bloß keine zu weißen Zimmerdecken! Im Wohn- und Esszimmer beispielsweise ist der Plafond in einem ganz hellen Rosé gestrichen.

Ansonsten umgebe ich mich gerne mit Möbeln, die aus unterschiedlichen Ländern und Epochen stammen. Eines der schönsten Möbel ist der schon erwähnte abgetreppte Schrank aus China. Das ist ein so wunderbares Stück, an dem ich mich kaum sattsehen kann. Wichtig ist mir auf jeden Fall, Platz für meine Familie zu haben. Die Kinderzimmer habe ich mit einer speziellen, beschreibbaren Kindertapete tapeziert. Meine Enkelkinder lieben es, ihre bunte Mimi zu besuchen!

Die Möbel stammen aus unterschiedlichen Ländern und Epochen.
Fotos: Christian Grass

Wenn die Eigentümer zurückkommen, werde ich wieder ausziehen müssen. Keine Ahnung, wo es mich dann hinziehen wird. Irgendwas wird mir schon zufliegen. Wenn nicht, dann werde ich mich wahrscheinlich auf ein Gemeinschaftswohnprojekt einlassen. Ich finde den Gedanken des gemeinsamen Wohnens sehr reizvoll. Das Einzige, was ich mit Garantie sagen kann: Ich möchte niemals in einer Schwarz-Weiß-Wohnung leben." (2.3.2020)