Männer wollen Macht. Frauen eine interessante, sinnvolle Tätigkeit. Stimmt dieses Klischee? Die Umfrageergebnisse der Leadership-Coach Katja Schuh (V-Suit) liefern eine gewisse Bestätigung.

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Männer wollen Macht. Frauen eine interessante, sinnvolle Tätigkeit. Stimmt dieses Klischee? Die Umfrageergebnisse der Leadership-Coach Katja Schuh (V-Suit) liefern eine gewisse Bestätigung: Die Karrieremotivation Nummer eins von Frauen ist das "Realisieren von Träumen". Dahinter kommen "Gestaltungsspielraum" und "weibliche Role-Models", denen frau folgen möchte. Dazu passen auch die Antworten auf die Frage, was am Arbeitsplatz am wichtigsten ist: eine interessante Tätigkeit, ein angenehmes Arbeitsklima, die Möglichkeit, persönliche Stärken einzusetzen, flexible Arbeitszeiten, Work-Life-Balance und Weiterbildungsmöglichkeit. Aufstiegschancen rangieren erst auf Platz sieben. Überdurchschnittliches Einkommen liegt erst auf Platz neun. Status interessiert die befragten Frauen überhaupt kaum mehr und liegt auf Platz 13 der wichtigen Dinge im Job. Befragt hat Coach Schuh fast 300 Frauen über Netzwerke und Alumniklubs, die Mehrheit hat aktuell keine Führungsposition inne.

Mit Ungerechtigkeiten konfrontiert

Allerdings bekunden mehr als 70 Prozent, dass sie gerne führen möchten. Mit den angekreuzten Faktoren eines für sie guten Jobs passt das aktuell nicht besonders gut zusammen. Das scheinen die Frauen auch so zu erleben, denn die große Mehrheit gibt zu Protokoll, Ungerechtigkeiten am Arbeitsplatz erlebt zu haben. "Viele Aufgaben und viel Verantwortung, aber keine angemessene Bezahlung" sowie "Respektlosigkeit" sind die Spitzenreiter der Nennungen.

Gleichzeitig beschreiben sich die befragten Frauen selbst als "Mängelwesen". Was fehlt ihnen, um wirklich führen zu können? Zuallererst wird fehlende Durchsetzungsfähigkeit genannt. Dann Selbstbewusstsein und Authentizität. Know-how in der Mitarbeiterführung und ein hilfreiches Netzwerk werden ebenso als fehlend angegeben. Beim Lesen dieser Liste könnte man fast meinen, es handle sich um ein Buch, das Stereotype zum "Mängelwesen Frau" wiedergibt.

Zu wenig 'männlich'?

Glauben Frauen wirklich von sich selbst, dass ihnen so viele Fähigkeiten fehlen? Sind da männliche Zuschreibungen bereits verinnerlicht? Glauben diese Frauen, sie seien zu wenig "männlich" für die oberen Etagen der Businesswelt? Coach Schuh antwortet recht zurückhaltend damit, dass bei Frauen über Generationen das Selbstbewusstsein nicht angemessen aufgebaut worden sei, und beruft sich lieber auf das, was sich Frauen an Unterstützung wünschen: Coaching und Mentoring würden am meisten helfen, um in Führungsrollen zu gelangen, sagen die Befragten. Weiterbildung kommt gleich danach, gefolgt von "klarer Berufsvision". Förderliche Partner und Familien werden auch genannt, ebenso die Frauenquote.