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Daten sammeln, prozessexzellent einen Bericht erstellen – das reicht nicht mehr. Das Controlling muss sich selbst aufwerten.

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Controlling hat offenbar das Gefühl, ein Silo und nicht wirksam genug zu sein, um als steuernder Partner für Geschäftsprozesse zu arbeiten. Das ergibt die aktuelle Studie des Controller-Instituts gemeinsam mit den Wirtschaftsprüfern EY (Mirko Waniczek) unter 300 Controlling-Leitern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Vereinfacht gesagt: Daten sammeln, einen Bericht erstellen und vielleicht auf Anfrage noch ein wenig zu beraten reicht in Zeiten agilen, auf Projekten basiernden Arbeitens nicht mehr. Die bekannte Ausrichtung auf Prozessexzellenz und Repetition benötigt eigentlich eine flexible Integration in Geschäftsprozesse, um auch tatsächlich Macht zu haben – oder im besten Fall Nützliches zur Vorhersage zu liefern.

Mehr als Zahlen
Seit einigen Jahren entwickelt sich das Rollenbild des Controllers vom Wächter der Budgets und Zahlenlieferanten in Richtung eines Sparringspartners. Das Controlling-Panel bestätigt, dass dieser Prozess sehr weit fortgeschritten ist. Denn 85 Prozent der Controlling-Verantwortlichen bestätigen, dass das Controlling über zufriedenstellende Kompetenzen im Bereich Business-Partnering verfügt. Da aber auch die Ansprüche des Top-Managements immer weiter steigen würden, heißt es in dieser Studie, müssten die Kompetenzen weiter ausgebaut werden. Immerhin 95 Prozent der Befragten haben dies in den kommenden Jahren vor. Also: Leistungssteigerung.

Die "Flexibilisierung der Controlling-Organisation" stellt laut Umfrageergebnis den wichtigsten Hebel dafür dar. 98 Prozent der Befragten sehen darin Relevanz für das Controlling. 70 Prozent stimmen voll zu, dass es einer größeren Flexibilisierung im Controlling bedarf, um den immer dynamischer werdenden Anforderungen gerecht zu werden. Ein gleichmäßig hohes Zustimmungsbild zeichnet sich auch branchen- und größenübergreifend ab und bestätigt die Annahme, dass nach einer Welle primär auf technologische Innovation ausgerichteter Maßnahmen jetzt wieder der Faktor Mensch in den Mittelpunkt rückt. Obwohl, dass die SAP-Welle gleichzeitig rollt, zeigt, dass ein Gutteil sich mit neuen ERP-Systemen auseinandersetzt.

Im Gegensatz zum extrem großen Potenzial, das diesem Thema zugewiesen wird, zeigt sich ein Loch zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Über das gesamte Sample stufen nur 31 Prozent der Befragten die eigene Organisation als flexibel ein. Die positivste Selbsteinschätzung zeigt sich bei Finanzdienstleistern, das Schlusslicht im Branchenvergleich bildet die Automotive-Branche.

Autonomie? Nein, danke
Und wie soll das hehre Ziel erreicht werden? Da überrascht die Antwort: 42 Prozent der Unternehmen sehen eine stärkere Zentralisierung des Controllings als zielführend an, um eine höhere Flexibilität in der Organisation zu erreichen. Dieses Ergebnis ist insofern überraschend, da moderne Kommunikations- und Informationstechnologien prinzipiell an verteilterem Arbeiten ausgerichtet sind.

Eigentlich noch überraschender die Ergebnisse der Selbstreflexion: Als nachrangiger Hebel wird die Selbstgestaltung der Aufgaben durch das Controlling gesehen. Nur 19 Prozent sprechen sich vollumfänglich für ein aktives Role-Taking im Controlling aus. Und was sagen die Controlling-Leiter über ihre Führungsrolle im Wandel? Glauben sie, eigentlich alles richtig zu machen? Volatile Anforderungen und sich ändernde Rahmenbedingungen erfordern ja wohl auch laufende Anpassung der Mitarbeiterkompetenzen.

Die Unternehmen stellen sich hierbei ein sehr positives Zeugnis aus. 84 Prozent geben an, dass Kompetenzen der Controlling-Organisation laufend überprüft und bedarfsorientiert erneuert werden. Um das volle Potenzial der neuen Technologien ausschöpfen zu können, brauche man aber mehr Know-how in Data-Science und Business-Partnering, wird eingeräumt.

Selbstbewusstsein spiegeln auch die Antworten zum Fortschritt der Digitalisierung wider: Zwei Prozent der Unternehmen sehen sich selbst schon am Ziel der Digitalisierungsanstrengungen, ganze 33 Prozent schätzen den Ausbaugrad als weit fortgeschritten ein. Offenbar haben erneuerte Systeme und Technologien bis jetzt für die als nötig erachtete Neupositionierung aber nicht gereicht. Die nächste große Runde beginnt. (Karin Bauer, 4.3. 2020)