Roberto Alagna muss als Calaf oft gegen eine Dezibelmauer ansingen – was ihm allerdings (soweit hörbar) profund gelingt.

Foto: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

Puccinis Opernspiel vom Köpferollen junger Männer, Turandot, beginnt und bleibt oft recht heftig. Es wäre denn auch ein Qualitätsmerkmal, diesen Kräften Intensität zu verleihen, ohne der Lautstärkeverlockung des Werkes zu erliegen. Schwer. Einst – bei der Premiere 2016 – gelang dies Gustavo Dudamel nicht. Und auch Ramón Tebar wird der Wiener Staatsopernorden für Ausgewogenheit kaum zu verleihen sein. Er lässt, wo möglich, die Orchesterwogen die Bühne fluten, in denen Gesangliches folglich dann und wann ertrinkt.

Nicht die mächtig flatternde Stimme von Elena Pankratova als Turandot: Intonationssicher schmettert sie die heikelsten Hochtöne effektvoll gegen ihre Untergebenen. So klingt robuster Opernalltag. Für Roberto Alagna (als Calaf) wird der herzhafte Instrumentalansatz allerdings zum Problem. Bei Nessun dorma darf Alagna zwar einen etwas lyrischeren Ansatz zelebrieren, der gewisse Unsauberkeiten zutage fördert. Ansonsten jedoch muss der Tenor oft gegen eine Dezibelmauer ansingen, was ihm allerdings (soweit hörbar) profund gelingt.

Bunte Opernrevue

In dieser bunten Inszenierung von Marco Arturo Marelli, in der jene Köpfe, die Turandots Rätsel nicht lösten, in Präpariergläsern landen, wirkte Golda Schultz (als Liù) schließlich am eindringlichsten. Ihre Stimme hat satten Wohlklang, kann sich durchsetzen und überstrahlt eine Kollegenschaft, die solide durch den Abend begleitet. Trost bieten in dieser bunten Opernrevue Schwert- und Spagatkünstler wie auch Clownerien, die Josef Borbely elegant absolvierte. Immerhin. (toš, 28.2.2020)