FRAGE: Was ist passiert?

Sehr viel. Am 24. Spieltag der Fußball-Bundesliga wurde in mehreren Stadien gegen Mehrheitseigner Dietmar Hopp von der TSG Hoffenheim gehetzt. In Sinsheim wurde die Partie zwischen Hoffenheim und Bayern München (0:6) aufgrund von Hass-Plakaten im Bayern-Fanblock zweimal unterbrochen. Der Schiedsrichter führte die Mannschaften in der 77. Minute für eine Viertelstunde vom Feld. Vor dem Wiederanpfiff einigten sich die Teams auf einen "Nichtangriffspakt", um so gegen die Vorfälle zu protestieren.

FRAGE: Was war der Grund für die Eskalation?

Als Auslöser der abgesprochenen Aktion von Ultra-Gruppierungen gilt die zuletzt vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ausgesprochene Kollektivstrafe gegen die Fans von Borussia Dortmund. Die BVB-Anhänger dürfen in den kommenden beiden Spielzeiten wegen ihrer Hopp-Schmähungen in der Vergangenheit nicht ins Sinsheimer Stadion.

Eine abgesprochene Aktion in mehreren Stadien.
Foto: imago images/DeFodi

FRAGE: Gibt es tiefgreifende Ursachen?

Zahlreiche Verantwortliche sehen die Verrohung der Gesellschaft als Problem, der Fußball werde missbraucht. "Dass ein Spiel unterbrochen wurde, weil Menschen diffamiert werden, das ist in unserer Zeit ein großes gesellschaftliches Problem", sagte Trainer Christian Streich vom SC Freiburg: "Was über das Netz verbreitet wird und wie Menschen miteinander umgehen, ist absolut inakzeptabel."

FRAGE: Wie fielen die anderen Reaktionen aus?

Die Verantwortlichen der Klubs, der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) haben einen Wendepunkt proklamiert. Der Kampf gegen Hass und Hetze in den Stadien soll intensiviert werden. "Jetzt muss durchgegriffen werden. So geht es nicht mehr weiter", sagte DFB-Präsident Fritz Keller. "Jegliche Art von Hass darf keinen Platz haben, dies muss der Anspruch des gesamten deutschen Profi-Fußballs sein", äußerte DFL-Boss Christian Seifert.

FRAGE: Wie sehen die ersten Konsequenzen aus?

Die Klubs wollen die Täter ausfindig machen und zur Rechenschaft ziehen. Die Bayern möchten dabei in eine Vorreiter-Rolle schlüpfen. "Wir haben diese ganzen Vorkommnisse filmen lassen, wir werden mit aller Schärfe gegen die Verantwortlichen, die den FC Bayern diskreditiert haben, juristisch vorgehen und sie zur Rechenschaft ziehen", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. Zudem ermittelt der DFB-Kontrollausschuss.

Gesicht des Anstoßes.
Foto: imago images/Eduard Bopp

FRAGE: Wie kann es weitergehen?

Der gesamte deutsche Fußball muss sich auf eine einheitliche Linie einigen. Das beginnt mit einer konkreten Definition, bei der die Frage geklärt werden muss, an welchem Punkt die Hetzte (Rassismus, Homophobie, etc.) beginnt und der Schiedsrichter die Drei-Stufen-Vorgabe bis hin zum Spielabbruch umsetzen soll. Zudem wollen viele, dass die Vereine das Verhältnis zu ihren Ultras klären. Während Rummenigge laut über den Rauswurf der Gruppierungen nachdenkt, dürften sich andere Klubs schwieriger mit einer derartigen Maßnahme tun.

FRAGE: Warum wird Hopp immer wieder zur Zielscheibe?

Der Milliardär gilt bei Teilen der Fans als Musterbeispiel für die ungeliebte Kommerzialisierung des Fußballs, da er die TSG mit mehreren hundert Millionen Euro aus seinem Privatvermögen vom Dorfverein zum Bundesligisten gemacht hat. (sid, red, 1.3.2020)