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Doch kein Wahlkampf-Schwindel: Trump und das Coronavirus, eine Geschichte der Missverständnisse.

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Donald Trump fürchtet das Coronavirus Sars-CoV-2 nun doch: Zwar womöglich nicht die Krankheit Covid-19, aber doch die von ihr ausgelösten Folgen. Vor allem jene für die Wirtschaft, deren Wohlergehen dem Präsidenten im Wahljahr ein besonderes Anliegen sein muss. Die Sorge um das Wachstum war es womöglich auch, die den Präsidenten lange zögern ließ, die Berichte über die Ausbreitung der neuartigen Krankheit in den USA auch öffentlich ernstzunehmen. Noch vor Tagen hatte er gar von Coronavirus-Berichten als "neuem Wahlkampf-Schwindel" gesprochen, als "Hoax" der Demokraten.

Nun ist aber ist auch Trump zu mehr Ernsthaftigkeit gezwungen: In der Nacht auf Sonntag wurde der erste Covid-19-Todesfall in den USA bekannt. Eine "Frau in ihren 50ern", sei der Krankheit zum Opfer gefallen, sagte der Präsident bei einer Pressekonferenz, er kondoliere der Familie. Später sollte sich herausstellten, dass es sich um einen Mann gleichen Alters gehandelt hatte. Und auch der mantraartig vorgetragenen Hoffnung des Präsidenten, das Virus werde mit steigenden Frühlingstemperaturen verschwinden, hält seine Gesundheitsbehörde immer wieder entgegen, dass dies keineswegs sicher sei.

71 bestätigte Fälle

Mindestens 71 bestätigte Infektionsfälle gab es bis Sonntag (MEZ) in den USA, wie viele es wirklich sind, ist unsicher. Vielfach wird mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet, weil es in zahlreichen Staaten an Test-Equipment mangelt. Auch wurde offenbar geschlampt. Ein Whistleblower berichtete Ende vergangener Woche, bei der Behandlung der aus dem Kreuzfahrschiff Diamond Princess gebrachten US-Amerikaner sei nur ungenügendes Schutzmaterial zur Verwendung gekommen. In der Nähe der kalifornischen Militärbasis, wo diese behandelt werden, traten dann tatsächlich Infektionsfälle auf, bei denen unklar ist, wo die Kranken sich angesteckt haben könnten.

Hintergrund sind auch Budgetkürzungen Trumps für bundesstaatliche und regionale Anti-Seuchen-Stellen. Geplante Kürzungen für die Gesundheitsbehörde CDC verhinderte 2018 nur der Kongress – jene für ein Anti-Ebola-Programm nicht. Die Regierung bedient sich nun auch bei diesen, ohnehin schon gekürzten Geldern. Und dann ist da noch das marode US-Gesundheitssystem, wie eine Episode aus Florida illustriert. Dort ließ sich vergangene Woche ein mit Grippesymptomen aus China zurückgekehrter Medizintechniker auf Covid-19 testen. Er bekam eine gute und eine schlechte Nachricht. Der Test fiel negativ aus – das Spital aber stellte ihm 3000 Dollar in Rechnung. (Manuel Escher, 1.3.2020)