Der Leiter von "Sputnik Türkiye", Mahir Boztepe, soll in die Zentrale der Polizei in Istanbul gebracht worden.

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Istanbul/Ankara – Die türkische Polizei hat den Chefredakteur der türkischen Ausgabe des russischen Staatsmediums "Sputnik" am Sonntag festgenommen. Der Leiter von "Sputnik Türkiye", Mahir Boztepe, sei in die Zentrale der Polizei in Istanbul gebracht worden, aber nach einem Telefongespräch der Außenminister der beiden Länder wieder freigelassen worden.

Am Sonntagmorgen waren nach "Sputnik"-Angaben bereits drei weitere Mitarbeiter in Ankara vorübergehend festgenommen worden. Laut der Chefredakteurin des hinter "Sputnik" stehenden staatlichen Medienunternehmens Rossia Sewodnja, Margarita Simonjan, war bei den drei "Sputnik"-Mitarbeitern aus Ankara am Samstagabend eingebrochen worden. "Nationalisten" seien in die Wohnungen der Journalisten eingedrungen, woraufhin die Mitarbeiter zur Polizei gegangen seien, schrieb Simonjan.

Nach Angaben der Polizei seien die drei Mitarbeiter nicht mehr in Polizeigewahrsam, fügte sie hinzu. Allerdings habe die Unternehmensleitung seit dem Einbruch keinen Kontakt zu den Mitarbeitern gehabt. Nach Berichten von "Sputnik" wurden die Journalisten zu einem Verhör in ein Gericht in Ankara gebracht. Die Polizei durchsuchte demnach zudem die "Sputnik"-Redaktion in Istanbul.

Kritik von russischen Außenministerium

Die türkische Sektion von Reporter ohne Grenzen schrieb auf Twitter, die Polizei habe die drei "Sputnik"-Mitarbeiter zu einem Artikel befragt. In dem Beitrag mit dem Titel "Die gestohlene Provinz" ging es demnach um die Übergabe eines Teils von Syrien an die Türkei durch die damalige französische Kolonialmacht im Jahr 1938.

Das russische Außenministerium hatte am Morgen die Festnahme der drei Journalisten kritisiert. "Wir rufen die türkischen Behörden dazu auf, einzuschreiten und die Sicherheit von Journalisten russischer Medien sicherzustellen", forderte das Ministerium.

Die Beziehungen zwischen Ankara und Moskau sind angesichts der jüngsten militärischen Eskalation in der nordsyrischen Provinz Idlib äußerst angespannt. Moskau unterstützt in dem Konflikt den syrischen Machthaber Bashar al-Assad, während die Türkei an der Seite einiger Milizengruppen steht. (red, APA, Reuters, 1.3.2020)